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09.05.2022

Unser Energiebedarf steigt stetig. Welche Rolle erneuerbare Energien in Zukunft spielen und welche Perspektiven grüner Wasserstoff bietet? Das verrät Dr. Thomas Hill, CEO Fritz Meyer AG.

Sie setzen auf nachhaltiges Wachstum – welcher Rolle spielen dabei erneuerbare Energien?

Seien es die energetische Versorgung von Gebäuden oder die aktuellen Entwicklungen auf dem Mobilitätssektor - die Fritz Meyer AG gestaltet seit ihrer Gründung im Jahr 1860 die Entwicklungen auf ihren Wirtschaftsmärkten aktiv mit. Aus dieser DNA heraus investieren wir in den Aufbau nachhaltiger Ökosysteme. Dabei gilt es sozial, gesellschaftlich und wirtschaftlich Verantwortung zu übernehmen, gezielt zu investieren sowie Kunden und Partner mitzunehmen.

Wir sind auf Öl angewiesen. Gleichzeitig gilt der fossile Rohstoff als klimaschädlich. Wie lässt sich der Spagat zwischen Nachhaltigkeit und Notwendigkeit meistern?

Wir glauben an einen Energiemix der Zukunft, bestehend aus den erneuerbaren Energien, traditionellen Energien und der Renaissance von altbekannten, nachhaltigen Energieformen wie Wasserstoff. Es geht darum herauszufinden, welche Energieträger für welche Aufgaben oder Anwendungen am besten geeignet sind. Wir sehen darin eine Chance in führender Rolle den stetigen Wandel zu gestalten.

Welche Lösungen und Alternativen gibt zu diesem fossilen Rohstoff?

Im Mobilitätssektor sehen wir einen Energiemix aus herkömmlichen Treibstoffen, Elektro und Wasserstoff. Im Individualverkehr wird neben bekannten Treibstoffen die Elektromobilität eine feste Grösse. Beim Waren- und Personentransport wird es spannend, wie sich der herkömmliche Treibstoff Diesel gegen Elektro und Wasserstoff behaupten kann. Wir sind überzeugt, dass sich beim Transport von Gütern und Personen für die langen Strecken Wasserstoff etablieren wird.

Welche Möglichkeiten bietet grüner Wasserstoff für Mobilität und Wärme?

Es ist aus heutiger Sicht technisch undenkbar, nur auf Basis erneuerbarer Energiequellen wie Wasserkraft, Wind oder Geothermie den zukünftigen Energiebedarf zu decken. Wir brauchen chemische Energieträger, um die Energie vom Produktionszeitpunkt Sommer bis zum Konsumzeitpunkt Winter zu bringen. Grüner Wasserstoff ist der einfachste dieser neuen CO2-freien oder -neutralen chemischen Energieträger. Er kann bei Brennstoffzell-Fahrzeugen eingesetzt werden und bietet spannende Möglichkeiten bei der dezentralen Stromproduktion für Notfall-Generatoren oder mobile E-Ladestationen.

Welche Rolle spielen dabei synthetische Treibstoffe?

Synthetische Treibstoffe werden klimaneutral mithilfe von Wind-, Wasserkraft oder Sonnenenergie produziert. Besonders interessant ist dabei Methanol. Dieses Produkt kann direkt zur Energie-Erzeugung in Gebäuden oder – zu Treibstoff synthetisiert – in Verbrennungsmotoren und insbesondere in Flugzeugen eingesetzt werden. All diese Produkte können mit wenig Aufwand produziert und über längere Zeit gelagert werden.

Wie sehen Ihre Pläne bezüglich Wasserstoff aus?

Unser Baugesuch einer Wasserstoff-Produktionsanlage auf der Kraftwerksinsel Birsfelden befindet sich im sogenannten Rekursverfahren. Letztendlich zeigt dies unseren Willen, gemeinsam mit IWB im Rahmen des Joint-Ventures greenH2 in eine nachhaltige Wasserstofftechnologie zu investieren. Dabei verfolgen wir das Ziel, nachhaltige Ökosystemen zu entwickeln.

Wie profitieren Unternehmen in unserer Region von grünem Wasserstoff?

Grüner Wasserstoff hilft Unternehmen, ihren CO2-Fussabdruck zu optimieren. Mit der Entwicklung von Wasserstofftechnologien wächst das Fachwissen, entstehen neue Wertschöpfungsketten und damit neue Marktchancen. Insgesamt wird die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff die Zukunftsfähigkeit von Unternehmen, den Standort Basel und die gesamte Region stärken.

Dr. Thomas Hill Dr. Thomas Hill, CEO Fritz Meyer AG, setzt auf einen breiten Energiemix.

Wie wichtig ist der Ausbau von Wasserkraft-, Windkraft- und Geothermieanlagen für grünen Wasserstoff?

Für die Produktion von grünem Wasserstoff benötigen wir regenerativ erzeugten Strom. Aufgrund von Marktregularien muss dieser direkt vom Kraftwerk zur Wasserstoffproduktion fliessen. Die in der Schweiz zugängliche und vorhandene Wasserkraft, sichert uns aus heutiger Sicht, einen gewissen Vorteil. Dennoch sind potenzielle Produktionsstandorte bezüglich Wasserkraft begrenzt und im Zuge einer angestrebten Dekarbonisierung des Mobilitätssektors nicht ausreichend. Es besteht also Bedarf an weiteren Produktionsanlagen. Ob dies mit zusätzlichen Windanlagen oder gar dem Ausbau der Geothermie erreicht werden kann, ist schwer zu beantworten. Denn Genehmigungsverfahren sind auch hier sicher nicht einfach. Die Wasserkraft hat einen weiteren Vorteil: Sie ist ständig verfügbar. Die Verfügbarkeit von Strom spielt eine entscheidende Rolle für den Verkaufspreis und die Wirtschaftlichkeit.

Eine nachhaltige und bezahlbare Energieversorgung ist die Basis für unseren Wirtschaftsstandort. In den Wintermonaten zeichnet sich ein Strommangel ab. Wie kann dieser verhindert werden?

Wir befürworten die Technologie-Offenheit. Es gilt mit aller Kraft und Entschlossenheit, die neuen Möglichkeiten voranzutreiben. Eine Versorgungslücke wird dann entstehen, wenn man zuerst bestehende Technologien verbietet, bevor neue einsatzbereit sind. Wollen wir in der Schweiz bis 2050 klimaneutral sein, bleiben uns rund 28 Jahre. Diese Zeit sollten wir zum Nachdenken und Planen verwenden, um dann zielgerichtet und erfolgversprechend in die Umsetzung zu gehen. Dann wird auch keine Versorgungslücke entstehen.

Über die Fritz Meyer AG

Die Fritz Meyer AG mit Sitz in Basel betreibt mit Avia das dichteste Tankstellennetz der Schweiz und handelt mit Treib- und Brennstoffen sowie mit Industrie- und Automobil-Schmierstoffen.

www.fmholding.ch 

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