Page 34 - Kantonsfinanzen
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Steuerbelastung von tieferen Einkommen Steuerbelastung von mittleren und höheren
Mit der Einführung der neuen Tarifstufen durch die Einkommen KOMBINIERTE STEUERBELASTUNG DURCH EINKOMMENS- UND
Steuerreform 2008, verbunden mit einem vergleichs- Anders verhält sich die Situation bei Einkommen ab
weise hohen Sozialabzug, wurden die tiefen Einkom- 100’000 Franken. Hier steigt die Steuerbelastung stark VERMÖGENSSTEUER
men in Basel-Stadt stark entlastet. Wie die Analyse an und liegt klar über dem nationalen Mittel. Im Gast-
von Prof. Dr. Kurt Schmidheiny aufzeigt, unterliegen beitrag von Prof. Dr. Kurt Schmidheiny wird erkenn-
Einkommen bis 90’000 Franken einer deutlich tiefe- bar, worauf diese erheblichen Belastungsunterschiede FACHKRÄFTE-EHEPAAR MIT ZWEI KINDERN
ren Steuerbelastung als im nationalen Mittel. Mit der zurückzuführen sind. Die Annahme der «Topverdie- Einkommen 250’000 Franken, Vermögen 500’000 Franken
Steuervorlage 17 wurden zusätzliche Entlastungen ein- ner»-Initiative hat dazu geführt, dass Basel die Errun- 35
30,9
geführt. So wurde der untere Einkommenssteuersatz genschaften der Steuerreform, die 2008 in Kraft ge- 30
27
gesenkt und der Abzug für die Krankenkassenprämi- treten ist, teilweise wieder rückgängig gemacht hat. 25
en erhöht. Weitere Entlastungen in Form von tieferen Konnte sich Basel damals im schweizerischen Mittel- 20 19,9 18,0 18,9 18,8
15,8
34 Steuersätzen sind durchaus denkbar und wünschens- feld positionieren, gehört die Stadt heute wieder zu 15
wert. Hierbei ist jedoch darauf zu achten, dass der An- den schweizweit steuerteuersten Orten. 10 8,8
teil der Haushalte, die keine Steuern bezahlen, nicht 5
weiter ansteigt. Die Analyse von zwei Modellbeispielen zeigt die er- 0
heblichen Unterschiede bei der Steuerbelastung auf, Basel
Rund 25 Prozent der Haushalte zahlen heute keine siehe Abbildung 20. Bettingen (BS) Bottmingen (BL) Sisseln (AG) Baar (ZG) Deutschland Frankreich
Einkommenssteuern. In Fachkreisen ist jedoch der
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Grundsatz anerkannt, dass in einem optimal ausgestal- Die höhere Einkommenssteuer und die ebenfalls ver-
teten Steuersystem eine breite Steuerbasis mit tiefen gleichsweise hohe Vermögenssteuer führen dazu, dass VERMÖGENDES EHEPAAR OHNE KINDER
Steuersätzen am besten für Verteilungsgerechtigkeit ein kinderloses vermögendes Ehepaar 39,1 Prozent Einkommen 500’000 Franken, Vermögen 10 Mio. Franken
und möglichst geringe Marktverzerrungen sorgt. 26 seines Einkommens an den Fiskus abliefern muss. 45 41,3
40 39,1 35,6 35,3 35,2
35 33,1
30 23,7
25
20
15
10
5
0
FORDERUNG Basel Baar (ZG) Frankreich
STEUERBELASTUNG FÜR MITTELSTAND UND FACHKRÄFTE Bettingen (BS) Bottmingen (BL) Sisseln (AG) Deutschland
REDUZIEREN
Abbildung 20: in Prozenten
UM FÜR DEN MITTELSTAND, FÜR GUT VERDIENENDE FACHKRÄFTE Quelle: Berechnungen Prof. Dr. Kurt Schmidheiny
UND AUCH VERMÖGENDE STEUERPFLICHTIGE ATTRAKTIV ZU SEIN, MUSS
BASEL-STADT DEREN STEUERBELASTUNG SO AUSGESTALTEN,
DASS DER KANTON IM SCHWEIZER VERGLEICH, ABER AUCH IM VER-
GLEICH ZUM NAHEN AUSLAND ALS WOHNORT ATTRAKTIV IST.
²⁵ Steuerstatistik Basel-Stadt, Ausgabe 2020, S. 10.
²⁶ Vgl. David Staubli, Die kuriosesten Steuern der Geschichte – analytisch betrachtet, in:
Die Volkswirtschaft, 11 / 2018, S. 34 ff.; Eidgenössisches Finanzdepartement, Steuer-
standort Schweiz, Bericht der Expertengruppe Bund / Kantone / Wirtschaft / Wissenschaft,
Dezember 2020, S. 16.
²⁷ Da der dritte Steuertarif gemäss «Topverdiener»-Initiative erst per 1.1.2020 in Kraft ge treten
ist, werden deren Auswirkungen auf die Belastungsverteilung erst in der Steuer statistik
2023 er sichtlich sein. Es ist aber bereits jetzt absehbar, dass die Verteilung der Steuerbe-
lastung sich zulasten der Veranlagungen mit den höchsten Einkommen verschieben wird.
Steuerbelastung natürliche Personen Steuerbelastung natürliche Personen