Unser Fachkongress «Zone Zukunft» gibt Stossrichtung für zukunftsfähige Raumentwicklung

05.09.2025

An unserer «Zone Zukunft» stellten wir vier Handlungsfelder mit 22 konkreten Massnahmen einem engagierten Fachpublikum mit Vertretenden aus der Immobilien- und Baubranche sowie aus Regierung und Verwaltung zur Diskussion. Mit unserem Themendossier geben wir Impulse für eine zukunftsfähige Raumentwicklung in unserer Region. 

Zur fünften Ausgabe unseres Raumplanungskongresses «Zone Zukunft» luden wir auf das Bredella Areal in Pratteln – ein Projekt, das als erfolgreiches Transformationsareal symbolisch für zukunftsorientierte Raumplanung steht. In seinem Grusswort sprach Jan Tanner, Geschäftsführer Bredella AG, denn auch von einem Effort von «Placemaking», einer orts- und community-basierten Entwicklung. Durch eine attraktive gemischte Nutzung soll das ehemalige Industrieareal Bredella auch ein «Place to be» für die Bevölkerung werden. Denn, dies betonte auch Handelskammer-Direktor Martin Dätwyler, die Herausforderungen bei Transformationsarealen sind klar, jetzt müssen Lösungen her, nun müssen wir handeln.

Infrastrukturen, Dichte und ganzheitliches Planen

Es waren fünf Thesen, die Jens Vollmar, CEO Implenia Schweiz, in seiner Keynote präsentierte. Infrastruktur, so argumentierte er, sei essenzieller Teil von Arealplanung und entscheide über die Entwicklung von Gebieten. Ebenso entscheidend erwog er die Nachhaltigkeit, die Vollmar mitnichten als Modephänomen ansieht. Er empfiehlt auf Anreize, statt Regulierungen zu setzen, denn diese seien sowohl wirtschaftlicher als auch nachhaltiger. Besondere Bedeutung schrieb er ausserdem der Verdichtung zu, insbesondere der Frage nach der Vereinbarkeit von Dichte und Lebensqualität. Zudem wies er darauf hin, dass viele Menschen hier nach dem «Not in my backyard»-Prinzip lebten: Verdichtung ja, aber doch nicht bei mir. Zum Schluss betonte er nochmals, Raumplanung müsse über die Idee des Bauens hinaus gehen und erfordere daher einen ganzheitlichen Denkansatz.

In diesen Punkten pflichtete Martin Kull, CEO und Inhaber HRS Real Estate AG, seinem Vorredner bei. Er führte Beispiele von Projekten in der Schweiz und in Deutschland auf, die aus verschiedenen Gründen verschieden gut funktioniert haben. Wichtig ist ihm der Wert des Bodens: «Boden ist ein rares Gut und die Basis dafür, dass Wohlstand geschaffen werden kann.» Deshalb bräuchten wir bessere Verhandlungskompetenzen und den Willen, Kompromisse zu finden: Kompromisse zwischen diversen schützenswerten Elementen, zwischen den Bedürfnissen der Wirtschaft und der Gesellschaft. Und dies geschehe effizienter, wenn alle Interessengruppen früh miteinbezogen würden, insbesondere auch die Entwicklerinnen und Entwickler, die in der Arealtransformation schliesslich das finanzielle Risiko trügen.

 
Martin Dätwyler während seiner Präsentation Dem interessierten Publikum wurden spannende Keynotes und angeregte Podiumsdiskussionen geboten, mit der Möglichkeit, Fragen zu stellen.
Mit Themendossier Impulse setzen

Diese und weitere Lösungsansätze haben unsere Raumplanungsexperten Michael Hug und Raphael Buchbauer aus den Diskussionen der vergangenen Fachkongresse erarbeitet. Vier Handlungsfelder mit gesamthaft 22 Massnahmen präsentierten sie dem Publikum und dem Fachpodium aus Johannes Eisenhut, Geschäftsführer Senn Development AG, Thomas P. Müller, Partner Walder Wyss Rechtsanwälte, Karin Bührer, Geschäftsführerin Entwicklung Schweiz, Sabina Uffer, Partnerin KEEAS Raumkonzepte AG und Handelskammer-Direktor Martin Dätwyler, das eine erste Beurteilung der Denkanstösse vornahm.

Zuerst diskutiert wurde das Handlungsfeld «planungsrechtliche Instrumente». Hier legten die Podiumsteilnehmenden den Fokus auf eine überregionale Richtplanung, auf Areale mit gemischter Nutzung und auf das Konzept der Entwicklungszone+, das auf viel Interesse stiess. Bei den «materiellen Bauvorschriften» fielen die Stichworte Umbauordnung und Flächenoptimierung bei Industriearealen sowie der Vergleich zum Drink mixen, «Areal Mixology». Das dritte Handlungsfeld «effiziente Verfahren» führte zu grösseren Diskussionen, denn hier ging es um den Umgang mit Einsprachen und Bewilligungsverfahren – erstere, so Buchbauer und Hug, sollten besser reguliert oder gar eingeschränkt werden, letztere vereinfacht. Zu guter Letzt ging es um Anreize. Mit Calls für Wirtschaftsflächen, Flächentransfer, Public-Private-Partnerships und weiteren Massnahmen will die Handelskammer beider Basel gemeinsam mit Unternehmen und Politik für mehr Dynamik in der Arealtransformation sorgen.

Blick über das eigene Revier hinaus

Eine weitere Perspektive lieferte Reinhard Sparwasser, Fachanwalt für Verwaltungsrecht, der einen Blick auf Baden-Württemberg ermöglichte. Dort herrschten sehr ähnliche Grundvoraussetzungen, doch die ergriffenen Massnahmen gehen einen Schritt weiter. Hier wurde die sogenannte Genehmigungsfiktion für gewisse Szenarien eingeführt: Wird die Frist von drei Monaten bei Behörden nicht eingehalten, gilt ein Bauwerk als genehmigt. Das bedeute eine höhere Verantwortung für die Planungsbüros und führe zu einer enormen Flexibilisierung und Beschleunigung des Prozesses. Ob sich dies auch auf den funktionalen Raum Basel so übertragen lässt, daran hatten die Teilnehmenden unseres anschliessenden Polit-Podiums ihre Zweifel. Die baselstädter Regierungsrätin Esther Keller, der Baselbieter Kantonsplaner Thomas Waltert, die Solothurner Kantonsrätin Janine Eggs und Markus Eigenmann, Gemeindepräsident Arlesheim, waren sich jedoch einig: Wir brauchen mehr Mut! Massnahmen müssen ausprobiert werden können, damit nicht so lange darüber theorisiert werden muss, bis Elemente davon nicht mehr zeitgemäss sind oder von neuen Konzepten überholt wurden. Mut brauche es aber auch von den Entwicklerinnen und Entwicklern sowie den Investorinnen und Investoren. Diese müssten sich in den direkten Dialog mit der Bevölkerung begeben, denn Projekte mit Gesichtern haben bessere Chancen.

Zum Schluss ergriff Handelskammer-Direktor Martin Dätwyler noch einmal das Wort und zeigte nächste Schritte auf. Denn mit dem Themendossier habe die Arbeit erst begonnen: «Wir haben hier nicht einfach einen Papiertiger geschaffen. Wir führen weiterhin aktiv den Dialog, fordern Regierungen und Behörden und streben eine vertiefte Auseinandersetzung mit den vorgeschlagenen Massnahmen an».

Jetzt vormerken

Am 13. Oktober 2026, 13.30-17.30 Uhr laden wir zu unserer nächsten «Zone Zukunft».

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