Berufsbildung mit Weitblick

21.10.2025

Eine starke Berufsbildung ist entscheidend für den wirtschaftlichen Erfolg der Region Basel. Eine Umfrage der Handelskammer beider Basel bei Unternehmen zeigt, dass der Bedarf an MINT-Fachkräften jeder Ausbildungsstufe hoch ist. Mit dem Dossier Berufsbildung gibt die Handelskammer Impulse, um die Berufsbildung für Jugendliche anziehender zu machen, die Rahmenbedingungen für diesen Ausbildungsweg zu verbessern und den Austausch zwischen Schule und Wirtschaft zu fördern. 

Die Berufsbildung spielt für den wirtschaftlichen Erfolg der Region Basel eine wichtige Rolle. Unser prosperierender Life Sciences-Standort braucht bestens ausgebildete MINT-Fachkräfte (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Hinzu kommen zahlreiche Firmen im technischen Bereich sowie Banken und Versicherungen mit hohem Bedarf an ICT-Fachkräften. Eine Umfrage eines externen unabhängigen Experten bei den Mitgliedunternehmen der Handelskammer beider Basel zeigt, dass MINT-Fachkräfte jeder Ausbildungsstufe dringend gesucht werden.  

Basierend auf den Umfrageergebnissen hat die Handelskammer mit Fachleuten aus Unternehmen und Bildungsinstitutionen aus ihrer Ausbildungskommission das Dossier Berufsbildung erarbeitet. Dieses zeigt griffige Massnahmen für Unternehmen und die Verwaltung auf, um die Berufsbildung in MINT- und KV-Berufen zu stärken.

Berufsbildung stärken 

Die Berufsbildung trägt wesentlich dazu bei, die Unternehmen der Region Basel mit den dringend benötigten Fachkräften zu versorgen. «Wir müssen dringend handeln, hat doch die Berufsbildung in den letzten Jahren gegenüber dem akademischen Weg an Prestige verloren. Unternehmen und die Kantone müssen Gegensteuer geben», ist Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel, überzeugt. «In unserem Dossier Berufsbildung haben wir Ideen zusammengestellt, mit denen die Berufsbildung gestärkt und gefördert werden kann – umgehend, nicht erst in ferner Zukunft. Denn wir brauchen jetzt eine Berufsbildung mit Weitblick.» 

Ideenpakete für starke Berufsbildung im MINT- und KV-Bereich 

Das Dossier zeigt Stellschrauben, mit denen sowohl Unternehmen als auch die kantonalen Verwaltungen die Berufsbildung im MINT- und KV-Bereich in der Region nachhaltig stärken können. «Wir haben drei Ideenpakete zusammengestellt: eine Toolbox für Unternehmen mit konkreten Handlungsvorschlägen, wie sie als Ausbildungsbetrieb attraktiver werden, ein Massnahmenpaket, das die Kantone dabei unterstützt, die Berufsbildung zu stärken, und eigene Impulse, mit denen wir die Berufsbildung in der Region Basel fördern», erläutert Marc Nicolas Sommer, wissenschaftlicher Mitarbeiter Bildung Handelskammer beider Basel.  

Massnahmenkatalog erstellt  

Im Dossier Berufsbildung zeigt die Handelskammer konkrete Massnahmen auf, damit der MINT-Funke auf junge Menschen überspringt. «Eine zentrale Massnahme ist beispielsweise eine gendersensible MINT-Förderung ab der ersten (Schul-)Stunde: Während Mädchen und Jungen bei Schuleintritt in etwa dieselben Mathematikkompetenzen mitbringen, ist bereits nach vier Monaten Schule ein signifikanter Gendergap zugunsten der Jungen erkennbar», so Karin Vallone, Leiterin Bildung Handelskammer beider Basel. Für die Wirtschaft ist diese mathematische Kluft zwischen den Geschlechtern relevant, weil viele Berufe, die vom Fachkräftemangel betroffen sind, sehr geschlechterspezifisch besetzt sind. Dieser Mangel prägt sich in diesen Berufen umso mehr aus, je weniger es gelingt, das jeweils andere Geschlecht zu gewinnen. 

Sieben Forderungen an die Kantone 

Daraus leitet sich die Forderung der Handelskammer an die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft ab, ein tragfähiges Konzept für eine konsequente MINT-Förderung für Mädchen und Frauen ab dem Kindergarten zu entwerfen und dieses schnellstmöglich umzusetzen. Weitere Forderungen an die beiden Basel sind beispielsweise, dass die Kantone eine Plattform zur Talentförderung in der Berufsbildung aufbauen und ICT-Lehrstellen fördern, denn nur 3 Prozent aller Fähigkeitszeugnisse werden in unserer Region in den ICT ausgestellt. In Zürich sind es 18 Prozent. «Wir werden mit parlamentarischen Vorstössen unser kantonales Massnahmenpaket in die politische Diskussion einbringen», erläutert Dätwyler. 

Impulse der Handelskammer 

Auch die Handelskammer selbst setzt Massnahmen um, damit die Berufsbildung gestärkt wird: «Mit unserem runden Tisch «Berufsbildung» stellen wir ein Gefäss bereit, das es den Stakeholdern in der Region erlaubt, schnell und koordiniert auf kommende Herausforderungen für die Berufsbildung zu reagieren», so Vallone. «Schulstandorte, deren Engagement in der beruflichen Orientierung (BO) herausragt, werden wir neu mit dem Siegel «BO-Leuchtturm» auszeichnen. 

Zudem erweitern wir unsere erfolgreichen Coachingprogramme «Schule@Wirtschaft» und «Rent a Boss», mit denen wir Bewerbungs- und Laufbahnwissen direkt aus der Wirtschaft in die Schulen bringen, um die wichtigen Zielgruppen Eltern und Lehrpersonen zu erreichen. Denn diese haben einen signifikanten Einfluss auf die Laufbahnentscheide ihrer Kinder.» 

MINT-Fachkräfte gefragt 

Der breite Bedarf an MINT-Fachkräften macht deutlich, dass die verschiedenen Ausbildungswege nicht gegeneinander ausgespielt werden dürfen: Im MINT-Bereich sind alle Abschlüsse und damit auch die verschiedenen Ausbildungswege gefragt. Aber die Berufslehre steht vor Heraus-forderungen, gerade im Wirtschaftsraum Basel. Zum einen führt das demografische Wachstum dazu, dass in den nächsten Jahren immer mehr Jugendliche eine Ausbildung auf Sekundarstufe II anstreben. Die Berufsbildung wird dieser Entwicklung mit genügend Lehrstellen begegnen müssen, vor allem im ICT-Bereich, in dem der grösste Anstieg zu erwarten ist. Zum anderen kämpft die Berufsbildung in unserer Region mit einer hohen Maturitätsquote und hat Mühe, Eltern und Jugendliche von den Verdienst- und Karrieremöglichkeiten einer Berufslehre zu überzeugen. 

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