Güterdrehscheibe der Schweiz

18.07.2025

Basel ist der grösste und wichtigste Knotenpunkt für den Export wie Import der gesamten Schweiz.

von Wilma Fasola

Erstmals erschienen im Special Standort Basel der Handelszeitung in Kooperation mit der Handelskammer beider Basel

Basel liegt im Zentrum des für den europäischen Güterverkehr bedeutsamen Rhein-Alpen-Korridors. «Der Korridor deckt somit einen grossen Teil des Raums ab, der als blaue Banane bekannt ist, ein Gebiet mit dynamischer Wirtschaft und hohem Wohlstand sowie starker Verkehrsverflechtung», erklärt Gabriel Schweizer, Leiter Aussenwirtschaft der Handelskammer beider Basel. «Gut 1'000 Millionen Tonnen Fracht werden jährlich über diesen Korridor transportiert, was 50 Prozent des gesamten Frachtverkehrs zwischen Nord- und Südeuropa entspricht», fügt Michael Hug an, der als Leiter Verkehr, Raumplanung, Energie und Umwelt der Handelskammer beider Basel tätig ist. «Wie bedeutsam Basel für den nationalen und internationalen Verkehr ist, zeigt sich am beachtlichen Logistikcluster mit 12'000 Erwerbstätigen, 810 Betriebsstätten und 7,2 Milliarden Tonnen Umschlagsmenge.»


Beziehungen stärken

«Basel pflegt seit Jahrhunderten enge Handels- und Arbeitsbeziehungen mit den EU-Nachbarländern. Gerade für die exportorientierte Region Basel sind gute Handelsbeziehungen entscheidend», so Gabriel Schweizer. «Deshalb ist es essenziell, den erfolgreichen bilateralen Weg mit der EU weiterzuführen.» Und das gilt vor allem jetzt, wo mit den USA verhandelt wird und neue Freihandelsabkommen etwa mit der südamerikanischen Freihandelszone Mercosur abgeschlossen werden müssen. Denn was nicht vergessen werden darf: Kein anderer Wirtschaftsraum der Schweiz exportiert mit über 100 Milliarden Franken Umschlagswert pro Jahr mehr Güter als Basel. Die Wirtschaftsregion ist damit eine wichtige Güterdrehscheibe der Schweiz. Gut ein Drittel der wertmässigen Ein- und Ausfuhren der Schweiz geht über die Logistik-Hub-Region Basel. Das führt dazu, dass die Region stark von internationalen Handelsbeziehungen geprägt ist. Dazu Gabriel Schweizer: «Schaut man einzelne Länder an, sind die USA der wichtigste Handelspartner unserer Region. Gefolgt von Deutschland, Italien, Spanien und China. Der wichtigste Absatzmarkt ist jedoch die Europäische Union. Fast 60 Prozent der Exporte gehen in die EU. Dies zeigt die Bedeutung dieses Markts für die hiesigen Unternehmen.» Beim Thema Ex-, aber auch Import dominieren pharmazeutische und chemische Produkte. Über die Hälfte der Pharma-Exporte und mehr als ein Drittel der Schweizer Chemie-Exporte werden in Basel generiert. «Beim Import ist es noch deutlicher», sagt Gabriel Schweizer. «Der Kanton Basel-Stadt ist für zwei Drittel der gesamten Schweizer Pharma-Importe verantwortlich.»

Aussenhandel unter Druck

Sicher war die Güterdrehscheibe Basel massiv von der Corona-Pandemie betroffen. Doch nach dem massiven Einbruch hat sich der Aussenhandel erholt und zeigt seither insgesamt gesehen eine positive Tendenz. Dazu Schweizer: «In den letzten Jahren wirkte vor allem die Pharma- und Chemiebranche als stabiler Anker, während andere Branchen eher Schwierigkeiten im Export hatten.» Die neue Herausforderung aktuell: Donald Trumps Zollpolitik. «Zurzeit dominieren die grossen Unsicherheiten in Bezug auf die US-Wirtschaftspolitik», kommentiert Gabriel Schweizer. «Die Zölle treffen die Unternehmen entweder direkt oder indirekt über Kunden, die von Zöllen betroffen sind. Die Folge sind Preisdruck, nachlassende Aufträge und höherer Aufwand.» Die grösste Herausforderung: Zahlreiche KMU trifft es in einer ohnehin angespannten wirtschaftlichen Situation. «Abgesehen davon nimmt allgemein seit einigen Jahren der Regulierungsdruck im Bereich Lieferketten zu. Immer mehr und uneinheitliche Anforderungen machen den Unternehmen das Leben schwer und führen zu unproduktivem Aufwand», so der Aussenhandelsexperte. «Der Druck kommt sowohl von der Politik als auch von grossen Kunden, die die regulatorischen Anforderungen an Zulieferer weiterreichen. Zudem kämpfen viele Unternehmen weiterhin mit Fachkräftemangel und mit einem Verlust von Know-how.»

Geht es um die Zukunft der Region Basel  als wichtiger Logistik-Hub, setzt man vor allem auf technologische Innovationen und Digitalisierung. «Beide wirken als Katalysator für den Aussenhandel. Digitale Plattformen vereinfachen den Zollprozess, optimieren Lieferketten und ermöglichen die bessere Rückverfolgbarkeit von Waren», sagt Gabriel Schweizer. «Für automatisierte Logistiklösungen und datenbasierte Entscheidungsfindung steigt die Effizienz, Schweizer Firmen können so schneller auf globale Marktveränderungen reagieren.» Und es bietet Chancen, in Sachen Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung zu punkten. «Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung werden sowohl bei Exportfirmen wie auch in der Logistik immer wichtiger und sind fester Bestandteil in den Unternehmensprozessen», so Schweizer. Allerdings binden die Vielzahl an Berichtspflichten, Zertifizierungen und Kontrollmechanismen Ressourcen und können insbesondere für KMU zu einem Wettbewerbsnachteil werden. Dazu der Experte: «Es ist wichtig, dass die Politik weiterhin bei Vorschriften mit Augenmass vorgeht und auf praxisnahe, flexible Lösungen setzt – um nachhaltiges Handeln zu fördern, ohne die internationale Wettbewerbsfähigkeit einzuschränken.»

Stichwort Gateway Basel Nord

Mit dem Gateway Basel Nord wird ein zentrales Infrastrukturprojekt umgesetzt, das zukunftsweisend ist. «Es verbessert nicht nur massiv die Effizienz in der Güterlogistik, sondern auch die Verlagerung des steigenden Containerverkehrs von der Strasse auf die Schiene», fasst es Hug zusammen. «Ein trimodales Terminal mit Anschluss an den Rhein, die Bahn und die Strasse stärkt die Region Basel als zentrale Drehscheibe für den internationalen Warenverkehr.» Als Tor zur Schweiz muss die Region auf allen Verkehrswegen sicherstellen, dass man über moderne, leistungsfähige Infrastrukturen verfügt. Dazu Michael Hug: «Auf dem Wasserweg ist dies mit dem trimodalen Containerterminal Gateway Basel Nord sichergestellt. Auf der Strasse gilt es, die Nord-Süd-Achse auf der A2 mit dem Rheintunnel zu entlasten.» Und beim Schienenverkehr muss das Nadelöhr beim Bahnhof SBB einschliesslich seiner Zulaufstrecken entflochten werden.

Hier geht es zum Special Standort Basel

Handelszeitung in Kooperation mit der Handelskammer beider Basel

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Kommentare

Es wurden noch keine Kommentare verfasst.

Newsletter