«Ohne unsere Unternehmenskultur wäre das nicht möglich gewesen»

15.03.2021

Trotz andauernder Pandemie haben sich in den vergangenen Monaten einige bedeutende Life Sciences-Unternehmen in Basel angesiedelt. Eines davon ist Moderna, ein Unternehmen aus den USA, das derzeit mit Hochdruck an der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Covid-19 arbeitet. Dan Staner, Vizepräsident und Geschäftsführer, über seinen ersten Eindruck von Basel und die Erfolgsfaktoren von Moderna im Kampf gegen Covid-19. 

Herr Staner, was ist Ihr erster Eindruck von Basel und der Schweiz als Wirtschaftsstandort?

Basel bietet Zugang zur pharmazeutischen und biotechnologischen Industrie und zu Firmen, welche spezielle Inhaltsstoffe herstellen. Diese Unternehmen vereinen technologische Innovationen mit weltweiter Spitzenproduktion und ausgezeichneten Arbeitsprozessen. Da wir sehr schnell wachsen, waren diese Faktoren bei unserer Suche nach einem Standort für unseren Hauptsitz in der EMEA Region ausschlaggebend.

Wo sehen Sie die Chancen für Ihr Unternehmen am neuen Standort Basel – abgesehen von der Nähe zu Ihrem Produktionspartner Lonza?

Die Verfügbarkeit von gut ausgebildeten Biotech Experten in der Region ist für Moderna ein wichtiges Kriterium. Das erlaubt uns, die talentiertesten und erfahrensten Fachkräfte zu anzuziehen.

Wie ist es Moderna gelungen, einen wirksamen Impfstoff gegen Covid-19 in so kurzer Zeit zu entwickeln? Was waren die Erfolgsfaktoren?

Der Durchbruch war nur eine Frage der Zeit. Wir arbeiten schon zehn Jahre lang an der Entwicklung unserer mRNA Plattform, die Grundvoraussetzung für unseren Impfstoff. Ja, wir konnten einige Elemente beschleunigen, aber die Grundlagenforschung betreiben wir schon viele Jahre und während dieser Zeit haben wir sehr viel in Forschung, Ressourcen und Talente investiert. Die Geschwindigkeit ist in der Tat eine der vielen Vorteile unserer mRNA Plattform, einschliesslich unseres Rapid-Drug-Design Verfahrens. Vor einem Jahr hatten wir überhaupt keine Produktionsstätten in Europa, heute liefern wir Millionen von Dosen über unsere europäische Lieferkette aus. Gewöhnlich dauert ein solcher Prozess Jahre, vor allem wenn man, wie wir bei der mRNA Produktion, von Null anfängt. Wir haben diesen Prozess ambitioniert beschleunigt. Ohne die gute Zusammenarbeit zwischen den Behörden, den Zulassungsbehörden und Biotech Unternehmen hätten wir heute keinen Impfstoff.

Welche Forschungsschwerpunkte haben Sie sich für die Zeit nach der Pandemie vorgenommen?

Als Unternehmen möchten wir neue Produkte auf den Markt bringen. Ich bin sehr stolz auf die Arbeit, welche Moderna als global wachsender Innovator im Bereich der Gesundheitsforschung leistet. Die zukunftsweisende Technologie in unserem Covid-19 Impfstoff wird bald auch in anderen Impfstoffen gegen Infektionskrankheiten und beispielsweise in Therapien in der Immuno-Onkologie eingesetzt werden können. Diese Innovationen werden auch in Zukunft Vorteile bringen. In der Immuno-Onkologie haben wir fünf Entwicklungskandidaten in klinischen Studien: zwei Krebsimpfstoffe und drei intratumorale klinische Therapien, wo wir die Medikamente direkt in die Tumore injizieren. Unser CMV Impfstoff nähert sich der Phase 3, und wir hoffen, dieses Jahr Phase-1 Studien für unser Grippeprogramm der ersten Generation starten zu können. Aktuell haben wir 24 Impfstoffe und Therapeutika in Entwicklung. Moderna strebt eine Zahl von 30 oder 40 an.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch in diesen schweren Pandemiezeiten?

Ich bin stolz, dass Moderna einen der ersten Covid-19 Impfstoffe in Rekordzeit auf den Markt gebracht hat, und wir arbeiten weiterhin hart daran, die Pandemie zu beenden. Es ist Teamarbeit; heute sehen wir die ersten Früchte dieser Arbeit, als weltweit mit den Impfungen der am meisten gefährdeten Personen begonnen wird. Wir haben eine umfassende Strategie angekündigt, um die Varianten des Virus zu bekämpfen, wobei wir die besondere Flexibilität unserer mRNA Plattform nutzen können.
Unser Ziel ist, dem Virus einen Schritt voraus zu bleiben und den Regierungen die Mittel dazu zur Verfügung zu stellen. Wir werden weiterhin unsere Entscheidungen und nächsten Schritte nach den Daten der Wissenschaft richten.

Ihr Unternehmen steht im Blickpunkt der Öffentlichkeit. Viele Menschen hoffen, dass Ihr Impfstoff helfen wird, die Pandemie zu besiegen. Das Vertrauen in die Arbeit von Moderna, aber auch die Erwartungen sind immens. Wie gehen Sie damit um? Wie gehen Ihre Mitarbeitenden damit um?

Seit 1990 wurden 82 Viren entdeckt, die Menschen Schaden zufügen können. Und es gibt nur zwei zugelassene Impfstoffe gegen diese 82 Viren. Daher stehen wir vor grossen Herausforderungen, aber unsere Arbeit ist auch immens bereichernd. Es ist ein Privileg und eine Ehre für uns alle, die bei Moderna arbeiten. Das Team ist so einzigartig, und ich bin dankbar für sein Engagement für unsere Mission, das Versprechen der mRNA Wissenschaft für Patienten und Bevölkerungen weltweit zu halten.

Wie spiegelt sich dieses Engagement in Ihrer Kommunikation und Ihrer Personalführung wider?

Die Pandemie hat uns gezwungen, noch schneller zu arbeiten als sonst. Daher stellen wir nur die besten und talentiertesten Fachkräfte an, welche Erfahrung auf dem Gebiet und einen starken Teamgeist haben. Unser Covid-19 Impfstoff ist der Beweis. Ohne unsere Unternehmenskultur wäre das nicht möglich gewesen. Sie fördert Kreativität, Innovation und unternehmerisches Denken. Wir streben danach, neugierig und kooperativ zu sein, aber auch unerbittlich und unerschrocken im Umgang mit Herausforderungen. Ich glaube, das letzte Jahr hat bewiesen, dass wir es sind.

Wie kommunizieren Sie über Ihren Impfstoff in der Öffentlichkeit? Was sind die Herausforderungen in der Kommunikation?

Die Angst vor Innovationen und technologischem Fortschritt ist eine grosse Herausforderung und so alt wie die Menschheit selbst. Wir können das nicht ändern. Aber wir können Transparenz mit den Fakten schaffen: Der Impfstoff ist seit einem Jahr in klinischen Studien. Wir haben ihn in mehr als 30,000 Probanden unterschiedlichen Alters, unterschiedlicher Herkunft und Lebensumstände und unterschiedlicher medizinischer Vorgeschichte getestet. Unsere klinischen Daten zeigen einen effizienten Impfstoff, ohne ernste Nebenwirkungen. Ausserdem sammeln wir jeden Tag neue Daten. In unserer Arbeit lassen wir uns von der Wissenschaft leiten – und diese Wissenschaft gibt uns, und wir hoffen auch der Öffentlichkeit, eine wachsende Zuversicht.

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