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STANDORT
MIT REBEN
ZUM ERFOLG
Die Siebe Dupf Kellerei feiert ihr 150jähriges Jubiläum.
Im Gespräch mit Geschäftsführer Nicolas Neuhaus über
die regionale Weinproduktion, den Weinhandel und die
Herausforderungen der Weinbranche.
Sie sind der grösste Weinproduzent in Kunden, ob er einen Basler Wein probieren Demnach spüren Sie die Auswirkungen
der Region. Was bedeutet das in Zahlen? möchte. Er antwortete: «Nein, diese sauren des Klimawandels bereits?
Die Rebfläche im Kanton Basel-Landschaft Siechen kann man nicht trinken.» Der Ruf Ja, durchaus. Und zwar nicht nur negativ.
beträgt 115 Hektar. Von den regional ge- war damals nicht besonders gut. Seither Die Klimaerwärmung ermöglicht es uns
ernteten Trauben werden jährlich circa haben wir an den Weinen gearbeitet, heute, andere Rebsorten zu pflanzen, die
260 Tonnen Trauben in unserer Kellerei sodass sie heute mehr Kraft und Substanz tolle Resultate liefern. Früher war es für
weiterverarbeitet und zu 250’000 bis haben. In den Rebbergen ernten wir Merlot beispielsweise bei uns zu kühl.
300’000 Flaschen Wein gekeltert. Letztes weniger, arbeiten sauberer und besser. Das Durch die wärmeren Temperaturen haben
Jahr hatten wir eine Rekordernte mit fast führt dazu, dass wir heute ausgewogene, wir heute den Vorteil, dass wir jedes Jahr
320 Tonnen Trauben. Im Frostjahr 2017 lag qualitativ sehr hochstehende Weine produ- reife Trauben haben. Das beständig wärmere
unsere Ernte in der Region dagegen bei zieren können. Hatten wir anfangs mit Klima führt auch zu einer früheren Ernte.
knapp 60 Tonnen. Insgesamt sind wir 26 Vorurteilen zu kämpfen, können wir heute Vor etwa 15 bis 20 Jahren haben wir von
Mitarbeitende. Unsere regionale Produkti- die Nachfrage nicht mehr decken. Unser Ende Oktober bis November geerntet. Heute
on macht etwa ein Drittel des Geschäfts Baselbieter Kerner beispielsweise ist wie- sind wir bereits in der zweiten September-
aus, und zwei Drittel des Umsatzes erzie- der Staatswein der Kantone Basel-Land- woche voll in der Ernte. Überhaupt versu-
len wir im Weinhandel. schaft und Basel-Stadt geworden. chen wir heute, die Böden und Reben besser
zu verstehen als noch
Wo gedeihen Ihre Reben? Welches sind die «HATTEN WIR ANFANGS vor 20 Jahren. Wir
Wir produzieren als grösste Kellerei im grössten Herausfor MIT VORURTEILEN ZU arbeiten mit kleine-
Baselland regionale Weine aus der Nord- derungen für eine KÄMPFEN, KÖNNEN WIR ren Ernten und haben
westschweiz. Unsere Trauben kommen Kellerei? HEUTE DIE NACHFRAGE eine höhere Erntebe-
überwiegend aus dem Baselland, aber auch Da wir sehr stark NICHT MEHR DECKEN.» grenzung. Was dazu
aus dem Aargau und dem Jura. Nebenbei von der Natur abhän- führt, dass zwar we-
handeln wir mit Weinen aus der restlichen gig sind, ist die Pla- niger Trauben pro
Schweiz und den wichtigsten Anbaugebie- nung herausfordernd. 2017 beispielsweise Quadratmeter an den Rebstöcken hängen,
ten der Welt. Besonders stolz sind wir auch kam im Frühling plötzlich der Frost, dafür sind diese reifer und gesünder.
auf unser exquisites Portfolio an Weinen zerstörte praktisch sämtliche Rebentriebe
von mehr als 40 renommierten Domaines im Kanton und wir standen einfach ohne Welchen Stellenwert hat Nachhaltigkeit
des nahen Burgunds. respektive nur mit einer sehr kleinen Ernte für Sie?
da. Unser Vorteil ist, dass wir vielseitig Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig.
Was spricht für Wein aus der Region? aufgestellt sind. Der Handel mit Weinen Schliesslich sind wir stark vom Klima
Als ich 2009 bei Siebe Dupf angefangen aus dem Ausland oder aus anderen Schwei- abhängig. Wir – und unsere Traubenpro-
habe, durfte ich auf der Basler Weinmesse zer Kantonen hilft uns, solche Verluste duzenten – arbeiten zwar nicht biologisch,
Wein einschenken und fragte einen zumindest beim Umsatz auszugleichen. aber möglichst naturnah. Das heisst, wir
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