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FOKUS
GEMEINSAM
STATT EINSAM
Die Europäische Union ist die wichtigste Handelspartnerin
der Schweiz. Eine stabile Beziehung zur EU ist nicht
nur der Wirtschaft, sondern auch der Bevölkerung wichtig.
Das zeigt die Studie «Standort Schweiz 2024».
In der Schweiz haben die politischen Diskussionen rund um das le» erkennen. Diese positive Einschätzung, die seit 2015 noch nie
Verhältnis zur Europäischen Union an Intensität gewonnen. Seit so ausgeprägt war, kombiniert mit der Bereitschaft, Kompromisse
März 2024 verhandelt der Bundesrat im Rahmen eines umfassen- einzugehen, spiegelt einen pragmatischen und lösungsorientier-
den Verhandlungspakets. Wäh- ten Ansatz wider, den die Schwei-
rend Gewerkschaften und die SVP zer Bevölkerung in der Europapo-
kritisch auf die Verhandlungen «DIE POSITIVEN HALTUNGEN IN DER litik weiterverfolgt. Auf der
blicken, bleibt die Bevölkerung BEVÖLKERUNG SIND WENIGER AUF Gegenseite sind 24 Prozent der
zuversichtlich und gelassen. Laut DIE AKTUELLEN POLITISCHEN KON Befragten der Meinung, dass die
der neuesten Studie «Standort Schweiz nicht auf die bilateralen
Schweiz 2024» von gfs.bern im TROVERSEN ZURÜCKZUFÜHREN, Verträge angewiesen sei. Und 56
Auftrag von interpharma finden SONDERN VIELMEHR AUF DIE BIS Prozent betrachten die Zuwande-
79 Prozent der Stimmberechtig- HERIGEN ERFAHRUNGEN.» rung aus der EU als Belastung für
ten es «sehr oder eher richtig», die Schweizer Sozialwerke.
dass die Verhandlungen mit der
EU geführt werden. Ein wichtiger Aspekt ist, dass die Bereit- VERTRAUEN IN VERHANDLUNGSFÜHRUNG
schaft der Bevölkerung da ist, in verschiedenen Bereichen – wie Die hohe Akzeptanz der bilateralen Verträge und das Vertrauen
dem Schutz vor Lohndumping – Kompromisse einzugehen, um in die Verhandlungsführung des Bundesrats bieten eine solide
eine stabile und verlässliche Beziehung zur EU zu gewährleisten. Grundlage für die anstehenden Verhandlungen mit der EU. Die
Bevölkerung scheint bereit, den eingeschlagenen Weg mit dem
HOHE AKZEPTANZ DURCH GUTE ERFAHRUNGEN Bundesrat zu unterstützen, solange zentrale Interessen der
Diese positiven Haltungen in der Bevölkerung sind weniger auf Schweiz wie beispielsweise das Referendumsrecht gewahrt bleiben.
die aktuellen politischen Kontroversen zurückzuführen, sondern Die Schweiz führt die Diskussion über ihre europäische Zukunft
vielmehr auf die bisherigen Erfahrungen. Eine klare Mehrheit mit einem klaren Verständnis der Herausforderungen und
unterstützt die bestehenden Abkommen. Die Akzeptanz der bila- Chancen, die vor ihr liegen.
teralen Verträge ist gegenüber früheren Erhebungen gestiegen.
65 Prozent der Befragten sehen «eher oder nur Vorteile» in den ZUR
Von URS BIERI, CoLeiter STUDIE
Verträgen, während lediglich 19 Prozent «eher oder nur Nachtei- Forschungsinstitut gfs.bern
twice Herbst 2024 15