Bilaterale. Unser Weg.

04.11.2025

Die Bilateralen III sind mehr als nur ein Vertragspaket: Sie sind Schlüssel für Wohlstand, Innovation und Marktzugang. Warum die Schweiz jetzt handeln muss, erklärt Jean-Daniel Gerber, ehemaliger Staatssekretär und Direktor des SECO.

Das Interview ist erstmals im Magazin twice der Handelskammer beider Basel erschienen. 

Warum braucht die Schweiz die Bilateralen III?
Sie sichern den freien Zugang zu unserem grössten Binnenmarkt vertraglich. Die Pforte des US-Markes kann sich jederzeit schliessen. Umso mehr sind wir auf geordnete Beziehungen mit der EU angewiesen.
 
Welche Vorteile bringen die neuen Abkommen?
Das Stromabkommen verbessert etwa unsere Versorgungssicherheit: Die Schweiz wird in den EU Strombinnenmarkt integriert, der die Stabilität der Netze, den Stromhandel und die Koordination bei Engpässen gewährleistet. Auch die Schweizer Forschung profitiert immens, etwa durch Forschungskooperationen wie Horizon Europe, die die Innovationskraft fördern.
 
Wie profitieren wir alle davon?

Die Vorteile sind zahlreich. Ich nenne nur einige Beispiele: weitgehend gleiche Rechte und Pflichten für Schweizerinnen und Schweizer in der EU – und umgekehrt – bei Arbeit und Sozialversicherung, erleichterte Anerkennung von Berufsabschlüssen,Teilnahme der Schweiz an EU-Bildungsprogrammen, schnellere und koordinierte Reaktion auf Pandemien dank dem Gesundheitsabkommen und, und, und.

Was entgegnen Sie Kritikern?
Das Vertragspaket ist ein Aufwertungsvertrag. Im Gegensatz zur aktuellen Situation wird die Schweiz bei Binnenmarktmassnahmen konsultiert, bevor die EU neue Richtlinien erlässt. Strafmassnahmen kann die EU nicht mehr eigenmächtig erlassen. Ein paritätisches Schiedsgericht dämmt die Macht des Stärkeren ein und beurteilt – falls die EU wegen Abkommensverletzungen der Schweiz Ausgleichsmassnahmen trifft –, ob diese verhältnismässig sind. Der Europäische Gerichtshof entscheidet keinen Streitfall. Er wird nur beigezogen, wenn das Binnenmarktrecht interpretationsbedürftig ist. Ein Binnenmarkt kann nur funktionieren, wenn überall die gleichen Rechte und Pflichten bestehen.
 
Was würde ein Verzicht bedeuten?
Das bilaterale Verhältnis Schweiz-EU wäre nachhaltig gestört. Es würde Jahre dauern, bis ein neues Vertrauensverhältnis geschaffen wäre und neue Verhandlungen stattfinden könnten. Das Verhandlungspaket ist massgeschneidert. Wir werden kaum je wieder solche Ergebnisse erzielen können.
Das Bild zeigt Jean-Daniel Gerber Jean-Daniel Gerber ist ehemaliger Staatssekretär sowie Direktor des SECO und verhandelte die Bilateralen I und II mit.
Das Bild zeigt ein weisses Logo "Bilaterale. Unser Weg" auf rotem Hintergrund.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Kommentare

Es wurden noch keine Kommentare verfasst.

Newsletter