Konflikte lösen – schnell, vertraulich und fair

04.09.2025

Ein Gespräch mit Andreas Meier, Stv. Direktor und Abteilungsleiter Mitglieder & Netzwerk, über die Vorteile des Schiedsverfahrens für Unternehmen.

Herr Meier, was genau ist ein Schiedsverfahren und warum ist es für Unternehmen interessant?

Ein Schiedsverfahren ist eine Art «Privatgericht», bei dem Unternehmen ihre Streitigkeiten ausserhalb der staatlichen Gerichte klären können. Das klingt vielleicht technisch, ist aber in der Praxis oft einfacher, schneller und diskreter als ein normales Gerichtsverfahren. Gerade für unsere Mitglieder, die international tätig sind oder sensible Themen verhandeln, ist das ein echter Vorteil.

Wie läuft so ein Verfahren konkret ab?

Wenn zwei Unternehmen einen Konflikt haben und in ihrem Vertrag mit einer entsprechenden Schiedsklausel vereinbart haben, ihre Streitigkeiten dem Swiss Arbitration Centre zu unterbreiten, beginnt alles mit einer Einleitungsanzeige. Das ist ein Schreiben, in dem der Streit beschrieben wird und das Verfahren offiziell gestartet wird.

Danach wird ein Schiedsgericht gebildet, wobei die Parteien mitbestimmen können, wer sie beurteilt. Das können Juristen sein, aber auch Fachleute aus Technik, Wirtschaft oder anderen Bereichen. Wichtig ist, dass sie unabhängig und unparteiisch sind. So entsteht ein «Privatgericht», das den Fall kompetent und praxisnah beurteilt.

Was sind die nächsten Schritte, nachdem das Schiedsgericht gebildet ist?

Die Parteien halten eine Organisationskonferenz ab. Bei diesem Treffen legen sie die wichtigsten Eckpunkte des Verfahrens fest: Fristen, Modalitäten und auch mögliche Zeugenvernehmungen. Ziel ist es, einen klaren, geordneten und dem Streitfall angemessenen Ablauf zu gewährleisten.

Die beiden Parteien tragen dann abwechselnd ihre Argumente und Beweise schriftlich vor. Schliesslich beraten sich die Schiedsrichter und erlassen einen Schiedsspruch, der den Streitfall endgültig entscheidet.

Was ist für einen effizienten Ablauf besonders wichtig? 

Eine offene Kommunikation zwischen den Parteien und dem Schiedsgericht ist entscheidend. Zudem kann das Gericht Zwischenentscheidungen treffen, etwa zur Zulässigkeit von Beweismitteln oder zur Auslegung verfahrensrechtlicher Fragen. Diese Entscheidungen helfen, den Prozess effizient zu gestalten und Missverständnisse frühzeitig zu klären.

Womit endet ein Verfahren? 

Formal endet das Verfahren nach Erlass des Schiedsspruchs. Dieser ist für die Parteien bindend und kann in den meisten Ländern wie ein staatliches Urteil vollstreckt werden. In der Nachbereitung unterstützt das Swiss Arbitration Centre bei Fragen zur Umsetzung des Schiedsspruchs und bietet – falls gewünscht – auch Feedbackgespräche zur Verfahrensführung an, um künftige Prozesse weiter zu optimieren.

Was sind die Vorteile gegenüber einem staatlichen Gericht?

Ganz klar: Vertraulichkeit, Flexibilität und Geschwindigkeit. Die Verhandlungen sind nicht öffentlich, was gerade bei Geschäftsgeheimnissen wichtig ist. Die Parteien können die Sprache, den Ort und die Abläufe selbst mitgestalten. Es gibt sogar ein «Fast-Track-Verfahren», das bei kleineren Streitwerten innerhalb von sechs Monaten abgeschlossen sein kann. Die Entscheidung des Schiedsgerichts erfolgt oft schneller und mit mehr Fachbezug.

Wie profitieren Mitglieder der Handelskammer beider Basel konkret?

Dank unserer Partnerschaft mit dem Swiss Arbitration Centre erhalten unsere Mitglieder eine enge Begleitung durch den gesamten Prozess. Von der Formulierung von Schiedsklauseln in Verträgen, der Einleitung des Verfahrens bis zur Auswahl geeigneter Schiedsrichter. Unser Ziel ist es, Konflikte professionell und effizient zu lösen – damit unsere Mitglieder sich auf ihr Geschäft konzentrieren können.

Ihr Fazit?

Das Schiedsgericht ist kein juristisches Labyrinth, sondern ein zielgerichtetes Verfahren mit echtem Mehrwert für Unternehmen. Wer vorbereitet ist, kann im Konfliktfall schnell reagieren. Und genau dabei stehen wir unseren Mitgliedern zur Seite.

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Kommentare

Es wurden noch keine Kommentare verfasst.

Newsletter