Spitalfusion, aber wie?

20.12.2018

Am 10. Februar 2019 stimmen wir in den beider Basler Kantonen über eine gemeinsame Spitalversorgung ab. Die Regierungen planen ein gemeinsames Universitätsspital Nordwest. Grund genug, die Chancen und Herausforderungen dieses Projekts in der «Werkstatt Basel» genauer zu beleuchten. Die gut 250 Gäste sowie die Podiumsteilnehmer haben das Thema kontrovers diskutiert.

Dr. Lukas Engelberger, Vorsteher Gesundheitsdepartement Kanton Basel-Stadt, führte aus, dass der Kostendruck in der Region Basel zur Folge hat, dass weder das Basler Universitätsspital noch das Kantonsspital Baselland in der Lage sind, Investitionen und Unterhaltskosten nachhaltig zu finanzieren. Ziel eines gemeinsamen Universitätsspitals sei es, so Engelberger, der Bevölkerung der beiden Kantone eine optimierte Gesundheitsversorgung zur Verfügung zu stellen. Zudem soll das Kostenwachstum im Spitalbereich gedämpft und die Hochschulmedizin in der Region langfristig gesichert werden. Sollte die Spitalvorlage scheitern, geht er von einem «Verlustgeschäft» in Millionenhöhe aus.

Ein System – vier Standorte

Die Befürworter eines gemeinsamen Universitätsspitals sind der Ansicht, dass die universitäre Medizin mit Lehre und Forschung erhalten und ausgebaut werden soll. Um dies möglich zu machen, müsse aber der teuren und ineffizienten Zersplitterung der zentrumsmedizinischen Abklärungen und Behandlungen entgegen getreten werden. Thomas Weber, Vorsteher Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion Kanton Basel-Landschaft, erläuterte deshalb das Konzept, das ein System an den vier Standorten Basel, Bruderholz, Laufen und Liestal vorsieht. Am bestehenden Standort Bruderholz soll innerhalb des geplanten Universitätsspitals Nordwest beispielsweise eine Infrastruktur geschaffen werden, die eine Verlagerung von stationär zu ambulant ermöglicht. Denn, «die Zukunft der Medizin wird ambulant sein», so Weber.

Angeregte Diskussion auf dem Panel mit Publikumsbeteiligung

Auf dem Panel diskutierten anschliessend Simone Abt, Vorstand Patientenstelle Basel und Stephan Bachmann, Präsident Basler Privatspitäler, mit Robert-Jan A. Bumbacher, Verwaltungsratspräsident Universitätsspital Basel und Prof. Dr. Stefan Felder, Professor Gesundheitsökonomie WWZ Uni Basel. Flankiert wurde die Runde von Thomas Hafen, CEO Bühlmann AG, und Dr. Tobias Eichenberger, Präsident Ärztegesellschaft Baselland.

Hochschulmedizin langfristig sichern

Robert-Jan A. Bumbacher sieht in der Spitalfusion die einmalige Chance, die Hochschulmedizin in der Region langfristig zu sichern. Diesen Punkt griff auch Thomas Hafen auf. Der CEO der Bühlmann Laboratories AG vertrat die Ansicht, dass nur Institutionen wie das Universitätsspital Basel in der Lage sind, die Bedürfnisse der Life Sciences-Industrie zu erfüllen.

Effizienz durch regionale Zusammenarbeit

Einig waren sich die Teilnehmenden darin, das Gesundheitswesen in der Region bezahlbar zu halten. Durch Synergiegewinne sollen die Kantone mindestens 70 Millionen Franken einsparen können. Denn nur gemeinsam könne das Angebot bedarfsgerecht und effizient gesteuert werden betonte Bumbacher.

Wird doch alles teurer?

Kritiker befürchten, dass die Fusion zu höheren Krankenkassenbeiträgen führen wird. Stephan Bachmann zeigte sich überzeugt, dass die Staatsverträge überarbeitet werden müssen. So bemängelte er, dass die Vorschläge der Privatspitäler nicht berücksichtigt worden seien. Beispielsweise seien zu Leistungsaufträgen pro Standort sowie zu gemeinwirtschaftlichen Leistungen keine verbindlichen Aussagen getroffen worden. Zudem bliebe die Idee eines Netzwerks für die Sicherung der Hochschulmedizin unter Einbezug der Privatkliniken im Staatsvertrag unberücksichtigt. Dr. Tobias Eichenberger betonte, dass die Zusammenarbeit mit den Privatspitälern viel stärker vorangetrieben werden müsse. Die Ärztegesellschaft BL und die Privatspitäler kritisieren zudem die vorgesehene Steuerung des ambulanten Bereiches.

Der Vorstand der Ärztegesellschaft BL sagt trotz Skepsis ja zur geplanten Spitalfusion. Die Privatspitäler BS/BL sprechen sich nicht grundsätzlich gegen eine Fusion USB/KSBL aus, sagen aber klar nein zum vorliegenden Staatsvertrag.

Mehrheit im Saal dafür

Am Ende bat Moderator Dani von Wattenwyl das Publikum Stellung zu beziehen. Über ihr Smartphone sprachen sich 76 Prozent für die Fusion aus. Auch die Teilnehmenden im Podium waren sich im Grundsatz einig, dass die Spitalfusion kommen muss.

Jetzt muss was gehen

Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel, stellte abschliessend fest, dass die Thematik noch komplexer erscheint als die Steuervorlage17. Dennoch strich er das Verbindende heraus: Die gute Absicht, den Zusammenschluss der Spitäler voranzutreiben. Denn die heutigen Strukturen seien nicht zukunftsfähig. Und schliesslich gelte es, den Life Sciences-Standort zu stärken.

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