Chancen statt Abschottung

22.12.2025

Das Schweizer Modell hat sich bewährt: Seit wir die Bilateralen eingeführt haben, ist unser Bruttoinlandsprodukt um 25 Prozent gewachsen, die Löhne sind auf allen Stufen gestiegen und die Schweiz steht heute wirtschaftlich hervorragend da. Von Gabriel Schweizer, Leiter Aussenwirtschaft. 

Der Beitrag erschien erstmals im Magazin «Geschäftsführer*in Basel», Winter 2025.

Eine Milliarde Schweizer Franken – so hoch ist der Wert der Waren, die täglich zwischen der Schweiz und der Europäischen Union gehandelt werden. Rund 60 Prozent unserer gesamten Exporte und Importe entfallen auf die EU, was sie ganz klar zu unserer wichtigsten Handelspartnerin macht. Als Unternehmerin oder Unternehmer wissen Sie: Wer seine besten Kunden vernachlässigt, riskiert seinen Erfolg. Gerade in einer Zeit globaler Unsicherheiten und von Handelskriegen ist es daher entscheidend, das Verhältnis zu unseren europäischen Nachbarn zu pflegen und weiterzuentwickeln.

Seit einem Vierteljahrhundert verfolgt die Schweiz einen eigenständigen, selbstbewussten und erfolgreichen Weg mit der EU. Das Ziel: reibungsloser Zugang zum EU-Binnenmarkt mit seinen 500 Millionen Konsumentinnen und Konsumenten und eine gezielte Zusammenarbeit, wo immer es für die Schweiz Sinn macht – unter grösstmöglicher Wahrung unserer Souveränität. Dieses Modell hat sich bewährt: Seit wir die Bilateralen eingeführt haben, ist unser Bruttoinlandsprodukt um 25 Prozent gewachsen, die Löhne sind auf allen Stufen gestiegen und die Schweiz steht heute wirtschaftlich hervorragend da.

Nun stehen wir an einem entscheidenden Scheideweg: Der Bundesrat hat nach intensiven und anspruchsvollen Verhandlungen mit der EU das Vertragspaket «Bilaterale III» ausgehandelt – ein ausgewogener Kompromiss, der der Schweiz grösstmögliche Eigenständigkeit bewahrt.

Das Paket sichert den reibungslosen Handel mit der EU, lässt Unternehmen die dringend benötigten Fach- und Arbeitskräfte rekrutieren und ermöglicht Forschenden in der Schweiz uneingeschränkte Teilnahme an Horizon, dem grössten Forschungsprogramm der Welt. Ohne dieses dringend notwendige Update kommt der bilaterale Weg an sein Ende, die EU würde Abkommen nicht erneuern. Es würden jahrelange Unsicherheiten und ein zerrüttetes Verhältnis mit unserer wichtigsten Handelspartnerin drohen – das können und wollen wir uns nicht leisten.

Die Vernehmlassung, die der Bundesrat durchführte, zeigt: Die allermeisten Wirtschaftsverbände und Parteien unterstützen das Paket klar. Was anfangs Skepsis auslöste, überzeugt nun. Übernahme von EU-Recht? Nur in wenigen, klar begrenzten Bereichen und unter Wahrung der demokratischen Prozesse. Lohnschutz? Mit flankierenden Massnahmen gesichert. Einwanderung in die Sozialwerke? Durch Ausnahmen verhindert. Streitbeilegung? Schützt die Schweiz künftig vor einseitigen Massnahmen der EU.

Nächstes Jahr berät das Schweizer Parlament über das Vertragspaket und frühestens 2027 stimmen wir darüber ab. Gerade jetzt sind auch die Unternehmen gefragt: Bringen Sie Ihre Stimme aktiv in die Diskussion ein und machen Sie deutlich, wie wichtig stabile und verlässliche Beziehungen zur EU für Ihren Betrieb und den Wirtschaftsstandort Schweiz sind. Engagieren Sie sich für die Bilateralen III – es geht um die Zukunft unseres Landes. Packen wir es gemeinsam an.

Können wir auf Sie zählen? Melden Sie sich einfach unter bilaterale@hkbb.ch.

Das Bild zeigt die Doppelseite des Artikels Chancen statt Abschottung im Magazin Geschäftsführer

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