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INTER         Einfache, transparente Regeln                  Regeln zu verstehen, entspricht nicht dem Grundsatz



                                                              guter Regulierung. Die Schweiz und die beiden Basel
               Trotz all dieser Vorbehalte: Für eine international ver-
     NATIONALE  netzte Volkswirtschaft wie die Schweiz ist es wichtig,  sind zudem gefordert, sich zwar im Rahmen der inter-
               sich an internationale Standards zu halten. Zu gross  nationalen Vorgaben zu bewegen, den vorhandenen
               wären die negativen Auswirkungen von «Schwarzen  Spielraum aber soweit wie möglich zu nutzen, um wei-
 ENTWICKLUNGEN
               Listen» und dergleichen. Gleichzeitig gilt es aber, den  terhin ein attraktiver Wirtschaftsstandort zu bleiben.
               Steuerwettbewerb auf dem internationalen Parkett als
               Prinzip hochzuhalten. Steuerwettbewerb sorgt nicht  Steuererhöhungen kompensieren
               zuletzt dafür, dass Staaten disziplinierter und effizien-  Insgesamt darf die fiskalische Belastung juristischer
               ter mit ihren Finanzen umgehen. Das Prinzip des fai-  Personen nicht ansteigen. Wo die internationalen Vor-
               ren Wettbewerbs soll dazu dienen, unlautere Praktiken  gaben zu einer höheren Besteuerung führen, soll die-
               zu verhindern. Es darf aber nicht dazu missbraucht  se daher durch geeignete steuerliche und nicht steuer-
 Den Steuerwettbewerb verteidigen
 10            werden, Staaten wie die Schweiz zu benachteiligen, die  liche Ausgleichsmassnahmen kompensiert werden.   11
 Die Steuerpolitik von Bund und Kantonen wird in zunehmender Weise
 von internationalen Entwicklungen beeinflusst. Die Krisen der letzten   Wert auf einen schlanken Staat und gesunde Staatsfi-  Im Vordergrund stehen dabei Entlastungen an ande-
   Jahre haben die Finanzsituation vieler Staaten, die zuvor schon ange-  nanzen legen.  rer Stelle. Subventionen und damit Abhängigkeiten
 spannt war, arg in Schieflage gebracht. Die Schulden bewegen sich auf   von  staatlicher  Finanzierung  sind  hingegen  kritisch
 Rekordniveau, die Steuerlast drückt. Vor diesem Hintergrund ist der Druck   Soweit internationale Regeln den Steuerwettbewerb  zu betrachten.
 auf Staaten mit einer tieferen Steuerbelastung über die letzten Jahre suk-  begrenzen,  sollen diese  so einfach und transparent
 zessive angestiegen. Über internationale Gremien wie die G7, die G20   wie möglich ausgestaltet sein. Dass nur noch wenige
 oder die OECD sowie direkt im zwischenstaatlichen Verhältnis wird ver-  Experten überhaupt in der Lage sind, die aufgestellten
 sucht, den Steuerwettbewerb zunehmend einzuschränken und auszuhe-
 beln. Für die Schweiz und ihre Kantone hat das erhebliche Auswirkun-
 gen. Sie mussten ihre Unternehmensbesteuerung aufgrund neuer inter-
 nationaler Standards erst kürzlich anpassen, wollten sie sich nicht mit
 Repressionsmassnahmen konfrontiert sehen. Kaum umgesetzt, sind be-
 reits neue Vorgaben in Diskussion wie eine Mindeststeuer oder eine Ver-  DIE WIRTSCHAFT FORDERT, …
 schiebung der Besteuerung dorthin, wo der Umsatz erzielt wird.
               … DASS DER BUND DEN STEUERWETTBEWERB AUF INTERNATIONALER
 Kleinere Staaten im Nachteil  EBENE VERTEIDIGT UND SICH FÜR MÖGLICHST EINFACHE UND
 Was in diesem Zusammenhang gerne als «level playing field» bezeichnet
 wird, also als Prinzip gleich langer Spiesse im Steuerwettbewerb, läuft im     TRANSPARENTE STEUERREGELN STARKMACHT, DIE AUCH DIE INTE­
 Ergebnis darauf hinaus, dass grössere Staaten gegenüber kleineren Staa-  RESSEN VON KLEINSTAATEN WIE DER SCHWEIZ WAHREN. DAS
 ten bevorzugt werden. Denn der Steuerwettbewerb ist nur ein Teil des
 internationalen Standortwettbewerbs. Jeder Staat hat sehr unterschiedli-    SCHWEIZER STEUERSYSTEM IST KONFORM DER INTERNATIONALEN
 che Voraussetzungen in Bezug beispielsweise auf Grösse, Bevölkerungs-  VORGABEN AUSZUGESTALTEN. DABEI SOLL DER VORHANDENE
 zahl oder Topografie. Jeder Staat versucht, aus diesen Voraussetzungen das     SPIELRAUM GENUTZT WERDEN, UM DIE STANDORTATTRAKTIVITÄT DER
 Beste herauszuholen, um sich im internationalen Wettbewerb optimal zu
 positionieren. Steuern sind dabei nur ein Faktor von mehreren, wenn auch   REGION AUFRECHTZUERHALTEN.
 ein wichtiger. Wird nun der Spielraum im Steuerwettbewerb eingeschränkt,
 verlagert sich der Wettbewerb stärker auf die anderen Faktoren. Dies zum
 Nachteil von Staaten, die mit tieferen Steuern andere Faktoren kompensie-
 ren. Es ist kein Zufall, dass tiefe Steuern vor allem in kleineren Staaten zu
 finden sind. Grosse Staaten können einen höheren Steuersatz zum Beispiel
 über die Grösse ihres Binnenmarktes, der ihnen automatisch Marktmacht
 verleiht, kompensieren. Diese Möglichkeit steht kleineren Staaten nicht
 zur Verfügung, ihnen verbleiben die natürlichen Standortnachteile.




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