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FACHKRÄFTEMANGEL BLEIBT              KONSUMVERHALTEN  ÄNDERT SICH             Reihe von Massnahmen an, die Demogra-
        Der Fachkräftemangel ist also nicht nur  Mit dem demografischen Wandel und einer  fik basierend auf Erfahrungen aus eigenen
        ein temporäres Problem, sondern wird sich  Alterung der Gesellschaft verändert sich  Studien und Projekten in einem Massnah-
        aufgrund der Demografie weiter akzen-   nicht nur das Verhältnis von Erwerbstätigen  menkatalog gesammelt hat. Das Massnah-
        tuieren. Produktivitätsgewinne durch Digi-  zu Rentnerinnen und Rentnern, sondern  menhaus ist eine  Verdichtung dieses
        talisierung und Automatisierung können  auch die Konsumpräferenzen verändern  Massnahmenkatalogs.
        einen Teil der fehlenden Arbeitskräfte  sich mit dem Lebenszyklus. Erwerbstätige
          auffangen. Davon, dass die fehlenden  und insbesondere Familien gehören zu den  Das Haus steht auf dem Fundament des
        Fachkräfte voll ersetzt werden können, ist  grössten Konsumentinnen und Konsumen-  Wissensmanagements. Mit dem demografi-
        zumindest mittelfristig nicht auszugehen.  ten und werden nur in der Kategorie  schen Wandel geht viel Wissen der in Rente
                                                  Gesundheitsdienstleistungen von den Rent-  gehenden Babyboomer verloren. Dieses
             ZUWANDERUNG NIMMT AB               nerinnen und Rentnern übertroffen. Es wird  Wissen beinhaltet den Erfahrungsschatz
        Beide Kantone sind also auf eine ansteigende  also aufgrund des demografischen Wandels  dieser  Generation,  den  sie  sich  während
        Zuwanderung aus dem Ausland angewiesen,  sowohl  weniger  Arbeitskräfte  geben,  was   ihrer Arbeitslaufbahn angeeignet hat. Aber
        um einen Rückgang der Erwerbsbevölke-   die Produktion und somit das Angebot  es  gehen  auch  Kundenkontakte  verloren
        rung zu vermeiden. Die Bevölkerung im  schwächt, als auch eine geringere Nachfrage   sowie die Erfahrung, wie man Probleme
          erwerbstätigen Alter in den wichtigsten  nach Produkten und Dienstleistungen auf-  löst  und  wie  man  Wichtiges  von  weniger
          Zuwanderungsländern für beide Basel sinkt  grund sich im Alter verändernder Konsum-  Wichtigem unterscheidet. Nicht selten ge-
        aber. In Deutschland bis 2040 um 14, in  präferenzen. Dies betrifft Bekleidung, Mobi-  hen  mit einer Schlüsselperson auch ihre
          Italien um 18 Prozent, in Frankreich um  lität, Technologie, aber auch Präferenzen  Stellvertretung und noch weitere Personen
        drei, in Portugal um 17 und in Spanien um  fürs Wohnen. Mit dem Alter verändern sich  aus  dem direkten Umfeld innerhalb von
        16 Prozent. Dies ist ein Argument, weshalb  auch die Haushaltsgrösse und die Wohn-    wenigen  Jahren gleichzeitig in den Ruhe-
        die Zuwanderung aus diesen Ländern in  fläche.  Diese  Entwicklung  zu  kleineren  stand. Mit der Dokumentation  und  Vertei-
        Zukunft abnehmen könnte.                Haushalten wird von den Trends zu weniger  lung des Wissens in der Organisation kann
                                                und kleineren Familien sowie der Alterung  das Schlüssel personenrisiko abgeschwächt
        Aus dem Wirtschaftsraum Basel sind die  getrieben, die von grösseren Haushalten zu  werden.
        Grenzgängerinnen und Grenzgänger nicht  kleineren führt. Während das Angebot an
        wegzudenken. Auch hier gibt es interessante  Wohnungen stabil ist und sich nur aufwendig  Auf das Fundament des Wissensmanage-
        Unterschiede zwischen den Halbkantonen.  verändern lässt, wird sich die Nachfrage  ments bauen Massnahmen in den vier
        In Basel-Stadt arbeiten rund 35ʼ000 Grenz-  nach Wohnungsgrössen mit dem Trend zu   Bereichen neue Arbeitsmodelle, Diversität,
        gängerinnen und Grenzgänger. Dies ent-  kleineren Haushalten stark verändern.   Digitalisierung und Personalpolitik auf.
        spricht mehr als einem Viertel der Erwerbs-
        bevölkerung. Schweizweit gibt es rund         MASSNAHMEN SETZEN                1. Neue Arbeitsmodelle schaffen
        350ʼ000 Grenzgängerinnen und Grenz-     Die Unternehmen beider Basel werden  Möglichst vielen Personengruppen soll
        gänger, was rund sieben Prozent der   lernen müssen, langfristig mit dieser neuen  eine Anstellung ermöglicht werden. Dazu
        Erwerbs bevölkerung ausmacht.           Welt umzugehen. Dazu bietet sich eine  tragen flexible Arbeitsbedingungen («New
                                                                                       Work») bei, aber auch eine Akzeptanz und
                                                                                       aktive Förderung von Quereinsteigenden,
                                           BS 2000    BS 2021   BL 2000   BL 2021      indem Hürden aktiv abgebaut werden und
                                                                                       ein verstärkter Austausch mit anderen
          Erwerbsbevölkerung (20–64 Jahre)  115ʼ833   122ʼ872   162ʼ009   170ʼ238
                                                                                         Organisationen gesucht wird. Das Potenzial
          Wanderungssaldo Schweiz           –1ʼ069    –2ʼ464     +372      +1ʼ411      von Mitarbeitenden im AHV-Alter muss
                                                                                         angezapft werden.
          Wanderungssaldo Ausland            +747     +1ʼ541     +536       +434

          Wanderungssaldo Total              –322      –923      +908      +1ʼ845      2. Generationen verbinden
                                                                                       Während das Thema der Diskriminierung
          Bevölkerungssaldo                  –791      –699      +1ʼ434    +1ʼ848
                                                                                       bezüglich Herkunft, Gender und Sexualität
          Grenzgänger/-innen                27ʼ472    34ʼ458     14ʼ235    22ʼ866      in der Gesellschaft und in den Organi-
                                                                                       sationen stärker ins Bewusstsein gerückt
          Grenzgänger/-innen pro Erwerbstätige  24 %   28 %       9 %       13 %         werden konnte, werden andere Vorurteile

          Bewohner/-innen pro Zimmer         0,58      0,63      0,56       0,56         offen weitergelebt. Studien zeigen, dass
                                                                                       die  grössten Vorurteile im Arbeitsalltag

                                                                    Quelle: Demografik, BFS

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