Page 3 - 2025_07_31_Tribune_inkl_Beilage
P. 3
Finanzfakten schaffen Abhilfe Gleichzeitig stieg das Einkommen der ärmsten Haushalte:
Und dann sind da noch die Fakten. Der Kampf um das bes- Das verfügbare Einkommen der untersten zehn Prozent
sere Argument reicht nicht mehr, es braucht auch den stieg in den vergangenen 15 Jahren um 12,5 Prozent – bei
Kampf um die richtigen Fakten und deren Interpretation. einer Teuerung von 6,8 Prozent im selben Zeitraum.
Hier kommt unsere Themenkampagne Finanzfakten ins
Spiel. Gebündelt zu fünf Bereichen haben wir fundiert re- Zahlen Reiche zu wenig Steuern?
cherchierte Fakten, Zahlen und Argumente zur Finanz- und Ein weiteres Argument, dem wir in der politischen Ausein-
Steuerpolitik zusammengetragen, um allen die Arbeit zu er- andersetzung häufig begegnen, ist die These, dass vermö-
leichtern, die in Gesprächen, Diskussionen und politischen gende Personen einen zu geringen Beitrag zur Finanzie-
Debatten für unser Wirtschaftsmodell einstehen wollen. rung des Gemeinwesens leisten und demzufolge einer
höheren Besteuerung unterliegen sollten. Deshalb haben
Bei der Arbeit für diese Kampagne sind wir auf interes- wir nachgeschaut, wer bei uns wie viel Steuern bezahlt,
sante Erkenntnisse gestossen. Auf zwei davon möchte ich und sind dabei zu einer bemerkenswerten Erkenntnis ge-
hier näher eingehen. kommen.
Werden die Reichen immer reicher? Ein kleiner Teil von drei Prozent der Privatpersonen und
Wenn Sie spontan die Frage beantworten müssten, wie fünf Prozent der Unternehmen macht mit seinen Einkom-
sich die Verteilung der Einkommen in der Schweiz in den mens-, Vermögens- und Gewinnsteuern knapp 30 Prozent
vergangenen Jahren entwickelt hat, wäre es nicht überra- sämtlicher Einnahmen der beiden Kantone aus. Das ent-
schend, wenn die Aussage «Die Armen werden immer ärmer, sprach im Jahr 2023 einem Betrag von 2,3 Milliarden Fran-
die Reichen immer reicher» Ihre Gedanken kreuzen würde. ken. Der Personalaufwand der beiden Basel belief sich im
Bloss: Die Aussage ist falsch, und zwar gleich doppelt. selben Jahr auf 2,16 Milliarden Franken (Basel-Stadt: 1,46
Mia., Basel-Landschaft: 699 Mio.).
einer
vollkommen bekommt Mit anderen Worten: Diese sehr kleine Gruppe von Per-
undgleich alles sonen und Unternehmen hat mit ihren Steuern die Löhne
sämtlicher (!) Staatsangestellten der beiden Basel bezahlt.
Zahlen diese also wirklich zu wenig Steuern?
Welt Auf finanzfakten.hkbb.ch finden Sie weitere Zahlen und
Erkenntnisse zur Finanz- und Steuerpolitik.
USA
Europa
CH
alle
vollkommen bekommen
gleich gleich viel
Verteilung der Einkommen gemäss Gini-Index (2025) Luca Urgese, Handelskammer beider Basel
Der Anteil der einkommensstärksten zehn Prozent am
Gesamteinkommen ist seit vielen Jahren stabil bei unge- Urgese hat ein Studium der Rechtswissenschaften
fähr 30 Prozent (1990: 30,54 Prozent, 2023: 30,05 Prozent). in Basel und Bern absolviert. Er ist stellvertretender
Dies widerspiegelt sich auch im sogenannten Gini-Index. Leiter Standort & Politik sowie Leiter Finanzen und
Steuern bei der Handelskammer beider Basel. Seit
Dieser Index gibt die Verteilung der Einkommen in einem 2014 ist er Grossrat der FDP Basel-Stadt.
Land an. Im internationalen Vergleich weist die Schweiz
eine vergleichsweise tiefe Einkommensungleichheit auf.
3

