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Wie rot-grüne Vorstösse den Wohnungsmangel zementieren
grünen Vorstösse zementiert. Basel folgt Der Schweizerische Baumeisterverband
Genf, das den Wohnungsmarkt schon seit und seine Sektion der Region Basel set-
langer Zeit streng reguliert. Trotz strikter zen sich dafür ein, dass der Wohnraum
Regeln ist der Leerstand in Genf fast effizienter genutzt wird und dass die
Gian-Luca Lardi schweizweit am tiefsten, die Mieten aber Regeln zielführend gelockert werden, um
Präsident des Schweizerischen am höchsten. Je Franken Miete erhält man die Verdichtung voranzubringen und damit
Baumeisterverbands am wenigsten Wohnfläche – 25 Prozent den Wohnungsmangel zu beheben. In
verband@baumeister.ch
weniger als im Landesschnitt. Genf führt Städten wie etwa Basel, Zürich oder Genf
uns vor, wie kontraproduktiv Regulierun- sind fast keine freien Flächen mehr ver-
gen im Wohnungsmarkt sind. Häuser ver- fügbar, alte Bauten müssen entweder
Der Wohnungsmangel in der Schweiz fallen und sind schlecht isoliert, weil Sanie- saniert und aufgestockt oder durch Neu-
kann nur behoben werden, wenn der rungen über viele Jahre ausbleiben. bauten ersetzt werden. Ersatzneubauten
bestehende Wohnraum effizienter genutzt nutzen eine gegebene Grundstücksfläche
wird. Das heisst: mehr Wohnungen auf «Wohnraum muss wesentlich besser aus und sind viel ener-
bereits bebauten Flächen. Politisch rot- gieeffizienter. Rot-grüne Vorstösse für
grüne Vorstösse hingegen zementieren effizienter genutzt mehr Regulierung bewirken hingegen das
die Mangellage. Gegenteil von dem, was sie der Bevölke-
und Regeln rung versprechen.
In der Schweiz stehen nur noch 1,15 Pro- zielführend gelockert
zent der Wohnungen leer, in Basel-Land-
schaft bloss 0,92 Prozent und in Basel- werden.»
Stadt 1,07 Prozent. Wohnungsnot herrscht
in der Stadt Basel laut eigener Definition, Wohnraum effizienter nutzen
wenn der Leerstand maximal 1,5 Prozent Der bestehende Wohnraum wird nicht
beträgt. Per Ende Mai 2022 wurde die poli- effizient genutzt, weil die «Besitzstands-
tisch rot-grüne «Wohnschutzinitiative» wahrung» einen Keil zwischen die Miet-
der Stadt Basel umgesetzt. Sanierung, preise für Bestands- und neue Wohnun-
Umbau sowie Abbruch mit Neubau brau- gen treibt. Ältere Menschen leben meist Gian-Luca Lardi
chen nun eine zusätzliche Bewilligung, viele Jahre in ihren Wohnungen und Häu- 1969 geboren im Bündner Puschlav, stu-
wenn Wohnungsnot herrscht. Die Miet- sern. Mit der Zeit wird jedoch die Woh- dierte Bauingenieurwesen an der ETH
preise sind strikt gedeckelt und werden nung zu gross, weil der Nachwuchs aus- Zürich und erlangte an der HSG einen
MBA-Abschluss. Seit 2015 ist er Präsident
von einer Kommission überprüft. zieht oder der Partner verstirbt. Ein des Schweizerischen Baumeisterver-
Über-65-Jähriger beansprucht im Schnitt bands. Zudem ist er Vizepräsident des
Höhere Mieten, weniger Wohnfläche 71 Quadratmeter, das sind 50 – 60 Prozent Schweizerischen Arbeitgeberverbandes.
Dadurch werden jedoch nicht mehr, son- mehr als die jüngeren Generationen. Auch Nach beruflichen Etappen im In- und Aus-
dern weniger Wohnungen geschaffen. Seit wenn die älteren Bewohner bereit sind, in land war er zehn Jahre lang CEO der CSC
Ende Mai 2022 haben die Wohnbaugesuche eine kleinere Bleibe umzuziehen, so Bauunternehmung in Lugano. Seine heu-
in Basel-Stadt um 30 Prozent abgenom- müssten sie dort oftmals höhere Mieten tige Firma ist in Lugano beheimatet; mit
men im Vergleich zu den zwölf Monaten bezahlen als in der alten Wohnung. Fami- seiner Familie lebt er in Rovio (TI).
davor (schweizweit bloss 3 Prozent). Der lien, welche den Platz eher benötigen,
Wohnungsmangel wird durch solche rot- bleiben aussen vor.
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