Page 18 - Grundsatzpapier_Energie
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INTERNATIONALE
STOSSRICHTUNGEN
Kaum ein anderes nationales Politikfeld ist so Umfeld kosteneffizient umzusetzen, forciert die
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stark von internationalen Zielen, Abkommen und EU seit geraumer Zeit die vollständige Liberalisie-
Verpflichtungen geprägt wie die Energiepolitik. rung ihrer Strom- und Gasmärkte. Ziel ist, einen
Im Vordergrund stehen zum einen der Klimawan- integrierten, offenen und grenzüberschreitenden
del und Anstrengungen, dessen Auswirkungen zu Binnenmarkt zu schaffen, der die Effizienz erhöht
mildern, zum anderen weitreichende Massnah- und die Versorgungssicherheit angesichts eines
men, um wichtige Energiemärkte zu liberalisieren. sich wandelnden Produktionssystems optimiert.
Das Übereinkommen von Paris von 2015 hat zum In der EU ist der Strommarkt für Grosskunden seit
Ziel, die durchschnittliche globale Erwärmung im 2004 geöffnet. Die Ausdehnung auf Private erfolg-
Vergleich zur vorindustriellen Zeit auf deutlich te drei Jahre später. Wie eingangs bemerkt, ist die
unter 2 Grad Celsius zu begrenzen. Indem die glo- Liberalisierung des Strom- und des Gasmarkts in
balen CO2-Emissionen gesenkt werden, soll die der Schweiz bislang nur teilweise erfolgt. Für
Klimaerwärmung eingedämmt werden. Im Fokus Grosskunden in der Schweiz erfolgte die Strom-
steht die Dekarbonisierung, also ein Verzicht auf marktöffnung zwar bereits 2009, für Private lässt
fossile Energieträger oder eine drastische Sen- diese aber nach wie vor auf sich warten. Beim Gas
kung von deren Verbrauch – allen voran der Kohle gibt es in Form der sogenannten Verbändeverein-
und des Erdöls. barung lediglich eine privatrechtliche Marktzu-
gangsregelung für gewisse Kunden. Diese ist un-
Weitere wichtige Handlungsfelder sind, die Ener- zureichend und birgt grosse Rechtsunsicherheiten
gieeffizienz zu erhöhen sowie die erneuerbaren für die Schweizer Unternehmen.
Energien weiter auszubauen. Auch heute noch sind
gut eine Milliarde Menschen auf der Welt ohne Zu- Somit fehlt einerseits die für langfristige Investiti-
gang zu elektrischer Energie, Tendenz sinkend. onen notwendige Rechtssicherheit, andererseits
Vor allem dezentrale Einrichtungen zur breiten droht die Branche auf Dauer an Wettbewerbsfähig-
Versorgung mit Licht-, Heiz- und Kochenergie so- keit einzubüssen, was eine qualitativ einwand-
wie zur Trinkwasseraufbereitung sollen in Kombi- freie und kostengünstige Energieversorgung der
nation mit erneuerbaren Energien helfen, diesen Schweizer Unternehmen und Haushalte infrage
Wert weiter abzusenken und gleichzeitig die Ener- stellen würde. Eine leistungsstarke Einbindung
gieeffizienz zu steigern. Hierfür wurden bereits der Schweizer Wirtschaft in die europäischen
zahlreiche Initiativen lanciert, an denen auch die Strom- und Gasnetze zu wettbewerblichen Kondi-
Schweiz beteiligt ist. tionen ist daher unabdingbar für das Gelingen der
nationalen Energiestrategie.
Um die Dekarbonisierung innerhalb Europas vor-
anzutreiben und in einem marktwirtschaftlichen
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