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Olivier Aebi, CEO     Olivier Aebi, CEO Gruner AG, wünscht sich in der Areal­  Wie unterscheidet sich Bauen in Basel
 Gruner AG, erlebt täglich,
 wie eine  erfolgreiche   und Stadtentwicklung mehr Dynamik und weniger  von Bauen in anderen Regionen?
 Stadt entwicklung   Pole mik. Nur eine konstruktive Zusammenarbeit bringt  In Basel – wie auch in Genf und zunehmend in Zürich –
   ausgebremst wird. Nur mit
   vereintem  Engagement   unseren Standort weiter.           wird bei gewissen Themen ausgesprochen dogmatisch
 können wir wieder                                            vorgegangen. Der Wohnschutz beispielsweise ist gegen­
 Schwung in unsere Region
 bringen.      Was macht eine Stadt erfolgreich               wärtig so streng reguliert, dass wir als Bauplanungs­
               und  lebenswert?                               unternehmen einen spürbaren Rückgang bei Inves­
               Eine erfolgreiche und lebenswerte Stadt zeichnet sich  titionen beobachten. Wir sehen zudem unsichere
               durch ein harmonisches Zusammenspiel verschiede­  Bewilligungsprozesse, wobei es hier durchaus Unter­
               ner Faktoren aus. Grundlegend sind optimale Erreich­  schiede zwischen Basel­Stadt und Basel­Landschaft
               barkeit und Mobilität mit sämtlichen Verkehrsmitteln.  gibt. Diese Situation steht in einem gewissen Wider­
               Ebenso wichtig sind grosszügige Naherholungszonen,  spruch  zu  den ambitionierten  Zielen  des  Kantons:
 08            die den Bewohnerinnen und Bewohnern Raum für  Wenn Basel­Stadt bis 2037 klimaneutral sein will,     09
               Entspannung und Aktivität bieten. Für die wirtschaft­  müssen die Rahmenbedingungen für Sanierungen und
               liche Entwicklung braucht es attraktive Wirtschafts­  Neubauten deutlich verbessert werden.
               flächen für Unternehmen verschiedener Grössen und
               Branchen, effiziente Behörden, gute steuerliche Rah­  Welche Rolle nehmen private Bauträger ein?
               menbedingungen sowie erstklassige Bildungsange bote  Der Kanton erwirbt zunehmend selbst Liegenschaften
 «             faktor ist die Verfügbarkeit von Wohnraum in allen  werden gemeinnützige Wohnbauträger privilegiert.
               und Zugang  zu Fachkräften. Ein  weiterer Schlüssel­
                                                              und greift damit direkt in den Markt ein. Parallel dazu

                                                              Das Bauen wird dadurch immer stärker politisiert, was
               Preisklassen. Besonders am Herzen liegt mir die ausge­
               wogene Durchmischung in den Stadtquartieren, denn  die ökonomische Attraktivität für private Investoren
               nur so können wir eine «Ghettoisierung» vermeiden  schmälert. Dabei ist völlig klar: Ohne private Bauträger
               und lebendige Nachbarschaften schaffen. Ein vielfälti­  wird es nicht gehen. Das sehen auch Vertreter der an­
 GEMEINSAM FÜR EINE  ges Dienstleistungs­, Gastronomie­ und Kultur angebot  deren Seite so. Zum Beispiel räumt Walter Angst, Ge­
 STARKE        qualität für alle Bevölkerungsgruppen.         antwortlicher beim Mieterverband Zürich, in der NZZ
                                                              meinderat Alternative Liste und Kommunikationsver­
               macht die Stadt zusätzlich attraktiv und schafft Lebens­

                                                              ein, dass die Stadt private Investoren ins Boot holen
               Was ist für eine dynamische Stadtentwicklung
                                                              muss, um ausreichend preisgünstigen Wohnraum an­
               entscheidend?
                                                              bieten zu können.
 STADT         Zentral ist eine vorausschauende Gesamtplanung mit   Was muss sich ändern für eine starke,
               einem klaren Richtplan, der Orientierung gibt und Ent­
               wicklungsperspektiven aufzeigt. Planbarkeit ist dabei   erfolgreiche Region Basel?
                                                              Ich wünsche mir vor allem drei Dinge: Erstens mehr
               das A und O: Unsicherheiten müssen minimiert wer­
               den, sowohl inhaltlich als auch prozessual. Ebenfalls  Planungssicherheit durch klare, verlässliche Rahmen­
               notwendig sind schlanke Prozesse, eine effiziente  bedingungen, verbunden mit einer spürbaren Deregu­
                 Administration sowie eine deutliche Beschleunigung  lierung. Zweitens ein besseres Lobbying von Basel auf
               der Einsprachen, beispielsweise durch strukturierte  nationaler  Ebene – grosse  Infrastrukturprojekte  wie
 182 Fussballfelder – so viele Flächen sind zurzeit im   Partizipationsverfahren, die frühzeitig alle relevan­  das Herzstück Basel müssen realisiert werden. Und
 Kanton Basel­Stadt nicht entwickelt. Ein Potenzial,   ten Stakeholder einbinden. Besonders wichtig ist der  drittens brauchen wir eine lösungsorientierte Politik.
               kontinuierliche Dialog zwischen allen Beteiligten, um  Im Moment sehe ich zu viel Polemik und zu wenig
 das brachliegt. Obwohl Unternehmen attraktive Wirt­  Wirtschaft, Gesellschaft und Arealentwicklung in  konstruktive Zusammenarbeit. Um dies zu unterstüt­

 schaftsflächen suchen und genügend Wohnraum   Einklang zu bringen.  zen, sollten sich wieder mehr in der Privatwirtschaft
                                                              tätige Personen politisch engagieren und ihre prakti­
   nottut. Wir müssen gemeinsam handeln, um Basel             sche Erfahrung einbringen.
 zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.





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