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Was zeichnet unseren Wirtschaftsstandort aus?
Elisabeth Schneider-Schneiter: Heute zählen wir zu den konkurrenz
fähigsten Ländern der Welt. Im World Competitiveness Ranking 2024 des
International Institute for Management Development Lausanne belegen
wir Platz 2. Im Global Innovation Index 2024 der Vereinten Nationen
stehen wir sogar auf dem Siegerpodest. Diese Topplatzierungen verdan
ken wir unserer hervorragenden Wirtschaftsleistung und der hohen
Effizienz unserer Unternehmen. Um Weltklasse zu bleiben, müssen wir
unsere bewährten Stärken einsetzen. Mit unserer Lösungsfähigkeit können
wir die Beziehung zu unserer wichtigsten Handelspartnerin EU stabilisie
ren. Indem wir die OECDSteuerreform clever umsetzen, stellen wir Steuer
EDITORIAL ter festigen. Ich denke da an Strukturen für Technologien, Wissenschaft,
Standorts. Zudem sollten wir die Grundpfeiler für unseren Fortschritt wei
04 konformität unter Beweis und fördern die Innovationsfähigkeit unseres 05
Gesundheit und Umwelt.
Martin Dätwyler: Solche Massnahmen schaffen Stabilität für Wirt
schaftsakteure. Nicht der Staat soll bestimmen, wer sich am Markt durch
Die Welt wandelt sich, die Unsicherheit infolge setzt. Politisch motivierte Industriepolitik verhindert Strukturwandel und
kann eine Volkswirtschaft schwächen. Wir sehen das in Deutschland. Das
der geopolitischen Spannungen steigt, gleichzeitig beste Rezept für einen starken Wirtschaftsstandort ist ein optimales wirt
eröffnen sich neue Chancen. schaftliches Umfeld, in dem die Unternehmen erfolgreich arbeiten kön
nen. Dafür setzen wir uns tagtäglich ein!
« «GUTE RAHMEN- Welche Chancen bietet die nahe Zukunft?
BEDINGUNGEN
Elisabeth Schneider-Schneiter: Zu den grössten Chancen zähle ich
die Bilateralen III. Sie bieten unseren Unternehmen die einmalige Gele
SIND DAS BESTE
REZEPT FÜR genheit, einen entscheidenden Markt und die für die Wirtschaft so wich
tigen Arbeitskräfte zu sichern. Ob klein oder gross, in der Schweiz gibt es
Die geopolitischen Blöcke wachsen. Was bedeutet das für uns? EINE STARKE nur wenige Firmen ohne Kunden und Mitarbeitende aus dem Ausland.
Wir Schweizerinnen und Schweizer sind schlicht zu wenige, um die Per
Elisabeth Schneider-Schneiter: Dieses Blockdenken äussert sich im formance und das Tempo hiesiger Unternehmen zu halten. Und schliess
Säbelrasseln der Welthandelsmächte, in unheiligen Allianzen, Protektio WIRTSCHAFT.» lich trainieren und finanzieren wir mit der Rückkehr in die Programme
nismus und sinnlosen Kriegen. Fachleute warnen im «WEF Global Risks
der EUForschung unsere preisgekrönte Innovationskraft.
Report 2024» vor zu wenig Zusammenarbeit, um globale Dringlichkeiten
Martin Dätwyler: Für mich ist KI ein Gamechanger. Sie bietet Unter
wie Klimawandel, Überalterung oder die digitale Transformation zu be
nehmen Opportunität, Kosten zu senken und ihre Effizienz zu erhöhen.
wältigen. Auch unsere Mitglieder betrachten die geopolitischen Spannun
Allerdings wird die Maschine den Menschen nie ersetzen. Denn der KI
gen als grösstes Konjunkturrisiko.
fehlt das, was uns einzigartig macht: gesunder Menschenverstand. Umso
Martin Dätwyler: Mitten in dieser geopolitischen Tektonik befindet
wichtiger ist es, in hervorragende Bildungsstätten und in qualifizierte
sich die Schweiz. Damit wir nicht zwischen den Kräften von Ost und
Berufslehren zu investieren. Denn dort lernen junge Menschen, ihren
West, Nord und Süd verloren gehen, müssen wir die Reihen schliessen,
Verstand zu schärfen und in Spitzenleistungen zu verwandeln. Das dür
Fronten abbauen und Sicherheit für Menschen und Unternehmen wieder
fen wir nicht gefährden, indem wir unser Bildungswesen auf Diät setzen.
herstellen. Das bedingt, mit Kompromissen und Lösungen aufeinander
Immerhin zählt die menschliche Denkkraft zu den wichtigsten nach
zuzugehen.
wachsenden Ressourcen der Schweiz.
Elisabeth Schneider-Schneiter: Genau darin sind wir in der Schweiz
gut. Wir müssen depolarisieren und gemeinsam daran arbeiten, dass un
ser Wirtschaftsstandort wettbewerbsfähig bleibt und weltweit besteht.
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