Life Sciences-Industrie als regionaler Impulsgeber

09.11.2018

«Die Wirtschaft boomt.» Mit diesen Worten eröffnete Martin Dätwyler, Direktor der Handelskammer beider Basel, die Werkstatt Basel mit dem Titel «Act local – think global». Rund 260 Personen folgten im grossen Saal des Kino Pathé Küchlin der Podiumsdiskussion, die sich mit dem Zusammenspiel der grossen Pharmakonzerne und den KMU auseinandersetzte. 

René Buholzer, Generalsekretär von Interpharma, stellte in seinem Inputreferat die volkswirtschaftliche Bedeutung der Pharmaindustrie in der Schweiz und insbesondere in der Region Basel dar. Und zeigte auf:  Die Life Sciences-Industrie kann auf eine lange Tradition zurückblicken und gehört zu den wichtigsten Stützen der regionalen Wirtschaft. Sie zählt über 33'000 Beschäftige, wobei rund 28'500 in der Pharmabranche arbeiten. Einen Grossteil der Schweizer Pharmawertschöpfung wird in Basel und der Umgebung generiert. Zudem investiert die Branche einen grossen Teil des erzielten Umsatzes wieder in Forschung und Entwicklung in der Region. So weist der Standort Basel mit 112 Patentanmeldungen pro Million Einwohner im Bereich Pharma internationale Spitzenwerte auf.

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Damit die Basler Wirtschaft auch weiterhin erfolgreich und innovativ bleibt, ist insbesondere ein gut funktionierendes Zusammenspiel von lokalen und globalen Unternehmen zentral. Und damit sich sowohl international tätige Firmen als auch kleine lokale Unternehmen in einer Region ansiedeln, müssen die Rahmenbedingungen attraktiv ausgestaltet sein. Da in der Pharmaindustrie der Anteil an hochqualifizierten Arbeitsplätzen am grössten ist, spielt die Qualität der Universitäten im Life Sciences-Bereich eine wichtige Rolle. Aber auch die globale Erreichbarkeit, ein wettbewerbsfähiges Steuersystem sowie Planbarkeit und ein innovationsfreundliches Gesundheitswesen stehen für Buholzer im Fokus. Und auch für Podiumsteilnehmer Ludo Ooms, Global Integration Leader Actelion, steht fest: «Basel ist ein attraktiver Life Sciences-Standort und Johnson & Johnson hat sich aufgrund der günstigen Rahmenbedingungen bewusst für diese Region entschieden.»

Vom Pharmacluster in Basel profitieren auch andere Branchen. Denn mit jedem Arbeitsplatz in der Pharmaindustrie entstehen zusätzlich rund drei Vollzeitstellen bei anderen Unternehmen. «Als grosser internationaler Life Sciences-Konzern muss man sich spezialisieren und ist auf das lokale Gewerbe angewiesen», ergänzte Ludo Ooms. Deswegen ist ein erfolgreiches Zusammenspiel von lokalen und internationalen Betrieben wichtig. «Die Zusammenarbeit mit internationalen Unternehmen ist nicht immer einfach, jedoch halten uns die Grossen fit und wir können stark von deren Innovationen profitieren», betonte Oliver Scheidegger, Verwaltungsratspräsident Morath AG. «Wenn es den Grossen hilft, hilft es auch den Kleinen», schlussfolgerte er.

Einig waren sich die Podiumsteilnehmer darin, dass ein erfolgreicher Werkplatz in der Region Basel die grossen Unternehmen braucht. Für Elisabeth Schneider-Schneiter, Nationalrätin und Präsidentin der Handelskammer beider Basel, war einerseits klar, dass die Akzeptanz für diesen Umstand in der Bevölkerung erhalten bleiben muss. Gleichzeitig rief sie die international tätigen Unternehmen dazu auf, das föderalistische System in der Schweiz besser verstehen zu lernen. Flavia Kleiner, Co-Präsidentin von Operation Libero, ergänzte: «Die Pharmabranche zieht viele Expats an, die für eine gesellschaftliche Bereicherung sorgen.»

Mehr Transparenz

Regierungsrat Christoph Brutschin, der zusammen mit René Buholzer und Martin Eichler, Chefökonom BAK Economics AG, das «Backing» vertrat, sagte, er sei sich der Komplexität der Themen – insbesondere in Steuerfragen – bewusst. Er sieht die Aufgabe der Politik darin, noch mehr Transparenz zu schaffen, um in der Öffentlichkeit das Verständnis für politische Entscheidungen zu gewinnen.

Die Gefahr eines Klumpenrisikos, wie die Befürchtung aus den Reihen der Zuhörer formuliert wurde, sieht er nicht. Im Gegenteil bestehe hier eine «Klumpenchance». Dies sah auch Martin Eichler so. Er gab sich zuversichtlich, dass die Life Sciences-Industrie in der Region weiter wachsen wird.

Für Martin Dätwyler war am Ende der Veranstaltung klar: Eine Vertretung im Bundesrat wäre für unseren Wirtschaftsstandort von Vorteil: «Die Diskussion zeigte, eine Vertretung im Bundesrat wäre für unsere Region wichtig, um auf unsere Bedürfnisse aufmerksam zu machen», so Dätwyler.

Erfolgreiche Veranstaltung

Die Werkstatt Basel wurde gemeinsam von der Handelskammer beider Basel, stark + vernetzt und Interpharma organisiert. Vertreter aus Industrie, Gewerbe und Politik diskutierten mit den Gästen das Zusammenspiel von lokal und global tätigen Unternehmen und erarbeiteten darauf basierend Handlungsempfehlungen. Mit rund 260 Teilnehmenden war die öffentliche Abendveranstaltung im Kino Pathé Küchlin sehr gut besucht.

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