Corona, Versorgungssicherheit und Magie

28.12.2020

Diese Schlagworte standen im Zentrum der letzten, gut besuchten Unternehmertreffen Liestal, Leimental und KAMP in diesem Jahr, die wir virtuell per Zoom durchführten. Gastreferent Dr. Patrick Dümmler von Avenir Suisse erläuterte seine Gedanken zur wirtschaftlichen Entwicklung des Schweizer Erfolgsmodells vor und nach der Pandemie.

Die Pandemie schien zu Beginn eine Versorgungsknappheit hervor zu rufen. Ein Warenmangel bestand jedoch nie. Allenfalls eine Verschiebung der Nachfrage. Der Ruf nach mehr Selbstversorgung wäre jedoch das falsche Signal, ist Dümmler, Senior Fellow Forschung Offene Schweiz Avenir Suisse, überzeugt. Denn allein dadurch könnte die Schweizer Wirtschaft nicht existieren. «Die Schweiz lebt vom Export» stellte er gleich zu Beginn seiner Ausführungen klar.

Durch Exportverbote und Grenzschliessungen für den Personenverkehr aufgrund der «Corona-Krise» kam die wirtschaftliche Entwicklung in der Schweiz allerdings beinahe zum Erliegen. Wichtig sei daher die Versorgungssicherheit. Und die sei schon vor der Pandemie nicht immer gewährleistet gewesen. Handelshemmnisse und Handelskonflikte wie zwischen den USA und China bestünden schon längere Zeit. Zudem stehe die Welthandelsorganisation (WTO) unter Druck. So verzeichnete der «Global Trade Alert» allein in den vergangenen zehn Jahren mehr als 1000 neue Handelsbeschränkungen.

Handel mit Hemmnissen

Die Position der Welthandelsorganisation sei schon seit vielen Jahren geschwächt, erklärte Dümmler. So führte er aus, dass die Doha-Runde – das Arbeitsprogramm der Wirtschafts- und Handelsminister aller WTO-Mitgliedsstaaten –, die seit 20 Jahren besteht, bis heute nicht abgeschlossen werden konnte. Die WTO Berufungsinstanz sei seit 2019 nicht mehr in der Lage, Entscheidungen selbst zu fällen, weil es versäumt wurde, die pensionierten Richter rechtzeitig zu ersetzen. Daraus resultiere eine Rechtsunsicherheit und eine Verschiebung zu machtbasierten Handlungssystemen. Hiervon sei die Schweiz stärker betroffen als andere Länder, da sie aufgrund ihrer Grösse weniger Einfluss geltend machen kann.

Schweiz ist Globalisierungs-Champion

Wie sehr die Schweiz in den Welthandel eingebunden ist, machte Dümmler an einer weiteren Grafik deutlich: Die starke ökonomische Integration in die Weltwirtschaft beschere der Schweizerischen Bevölkerung ein höheres Durchschnittseinkommen. Aufgrund eigener Berechnungen basierend auf den Zahlen der Konjunkturforschungsstelle (KOF) machte er deutlich, dass die wirtschaftliche Offenheit der Schweiz und ihr hohes Bruttoinlandseinkommen positiv korrelieren. Dadurch zeichne sich ab, wie wichtig Freihandelsabkommen für die Schweiz sind. So auch solche mit den USA, denn diese seien, neben den Ländern der Europäischen Union (EU), ihr wichtigster Handelspartner.

Selbstversorgung oder Versorgungssicherheit?

Dümmler sieht die Lösung nicht darin, die Selbstversorgung zu finanzieren. Denn die Schweiz war schon immer stark von ausländischen Importen abhängig. Nicht nur von Treibstoffen, sondern gerade auch von für die Agrarwirtschaft wichtigen Gütern wie Düngemittel, Kraftfutter oder gar Jungtiere. Als wichtiger erachtet er die Versorgungssicherheit zu stabilisieren. Das heisst zum Beispiel Agrarfreihandel mit möglichst vielen Ländern betreiben, einen Kapazitätsmarkt für Strom einzuführen und stärker mit der EU zu kooperieren

Offener Aussenhandel

Als Lehre für die nächste Krise fordert Dümmler einen offenen Aussenhandel indem auf Exportrestriktionen und Investitionskontrollen verzichtet, die Zölle unilateral abgeschafft und das Prinzip der Versorgungssicherheit – Stichwort Stromabkommen – konsequent umgesetzt werden.
Darüber hinaus tritt er für eine Stärkung der Gesundheitsversorgung durch den Abschluss eines Gesundheitsabkommens mit der EU ein. Die Pflichtlagerbewirtschaftung sollte optimiert und schliesslich die Personenfreizügigkeit sichergestellt werden.

Zauberei zum Nachtisch

Nach diesen gehaltvollen Ausführungen lockerte Mentalmagier Severino Negri die Stimmung mit drei starken Nummern auf. Vor den Augen der verblüfften Online-Zuschauer verschaffte er sich Zugang zu den Gedanken einzelner Freiwilliger. Aus seinem Studio brachte er Münzen in fremden Büros zum Vorschein und liess sogar ein Krokodil in seinem Studio erscheinen. Negri verstand es ausgezeichnet, seine Live-Auftritte in einer neuen und virtuellen Form darzubieten.


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