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Die Wirtschaftspolitik
in den Fokus rücken
Die protektionistischen Massnahmen der USA sorgen für Verunsicherung. Auch für
unsere Region birgt dies Risiken und setzt die Wirtschaft unter Druck. Deshalb müssen
wir jetzt ein optimales Umfeld für unsere Unternehmen zum Wirtschaften schaffen.
Nur so bestehen wir im weltweiten Wettbewerb.
Von Martin Dätwyler
Mit dem neuen Präsidenten und der neuen Administra- del und die globalen Lieferketten wären stark einge-
tion in den Vereinigten Staaten hat auch eine veränderte schränkt. Exportorientierte Länder wie die Schweiz
US-Wirtschaftspolitik Einzug gehalten mit Auswirkungen erwirtschaften einen grösseren Teil der Wertschöpfung
auf die Weltwirtschaft und unsere Region. Der Abbau von im Ausland. Das macht sie verwundbarer gegenüber
Regulierungen und der gleichzeitige Aufbau von protektio- Marktabschottungen, gerade in der weltweit grössten
nistischen Massnahmen verunsichern Unternehmen auf Volkswirtschaft.
der ganzen Welt. Die neue Wirtschaftspolitik der USA
scheint unberechenbar, was eine sichere Planung für Unsere Region ist Exportweltmeisterin der Schweiz und
Staaten und Unternehmen verunmöglicht. rangiert im Aussenhandel an der Spitze. Kein anderer
Wirtschaftsraum unseres Landes exportiert mit über
Der US-Markt ist wichtig 100 Milliarden Franken Umschlagswert pro Jahr mehr Güter.
2024 gingen 19 Prozent aller Exporte in die USA. Rund zwei Deshalb sind die Unternehmen unserer Region auf offene
Drittel davon sind pharmazeutische Produkte. Weitere Märkte angewiesen.
Exportgüter sind Maschinen, Präzisionsinstrumente und
Uhren. Die Region Basel ist mit ihrer Pharmaindustrie «30 Prozent des
stark vom US-Markt abhängig. 30 Prozent des Pharma-
Exports gehen in die USA. Diese Abhängigkeit macht die
Pharma-Exports
Unternehmen anfällig für wirtschaftlichen Druck. gehen in die USA.»
Für unsere gut vernetzte Volkswirtschaft birgt die US-
Wirtschaftspolitik mehrere Risiken. Produzierende Unter-
nehmen könnten mittel- bis langfristig Investitionen ver- Blitzumfrage zeigt Interesse am US-Markt
mehrt in den USA vornehmen statt in der Schweiz, um Zölle Mit der angekündigten Deregulierung, den Förderpro-
zu vermeiden. Zahlreiche KMU im Bereich Maschinenbau, grammen und dem hohen Konsumverhalten sind die USA
Medizintechnik und Präzisionsinstrumente haben mit Zöllen ein spannender Markt. Die Handelskammer beider Basel
einen Wettbewerbsnachteil in den USA. Sie können diese in hat deshalb Ende Februar eine Blitzumfrage bei ihren
vielen Fällen nicht vollständig weitergeben, was ihre Margen grösseren Mitgliedsfirmen gestartet. Das Resultat zeigt,
schmälert. Insbesondere die Höhe der Zölle von 31 Prozent dass 70 Prozent der Unternehmen, die bereits einen Stand-
für Schweizer Unternehmen stellen eine Benachteiligung ort in den USA haben oder dorthin exportieren, prüfen, ihre
gegenüber Firmen aus der EU dar. Da hilft die aktuelle Investitionen in das USA-Geschäft zu intensivieren. Zudem
kurze Verschnaufpause von 90 Tagen wenig. zieht jedes zehnte befragte Unternehmen ohne Handels-
beziehung zu den USA in Betracht, im US-Markt Fuss zu
fassen. Die Umfrage zeigte zwar, dass der US-Markt für
Verwundbare Exportregion Basel unsere Wirtschaft attraktiv ist. Sie macht aber auch deut-
Kommt hinzu, dass eine Eskalation von gegenseitigen lich, dass der wirtschaftspolitische Kurs der USA verunsi-
Handelshemmnissen droht, etwa durch die EU oder China. chert. Über die Hälfte der befragten Unternehmen sieht
Ein internationaler Handelskonflikt belastet Schweizer Ex- darin ein Risiko – unabhängig davon, ob sie in den USA
porte, Unternehmen und Investitionen. Der weltweite Han- tätig sind oder nicht.
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