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Ausgabe 2 / 2025
Das Magazin für Wirtschaft und Recht
Jetzt braucht es kühle Köpfe
Von Kurt Tschan
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Als einen zügellosen «Mann der Zölle» bezeichnete unlängst das «Wall Street Famke Krumbmüller und
Journal» US-Präsident Donald Trump. Es sei absehbar gewesen, dass er ein Anna-Carina Hamker vom
grosses wirtschaftliches Risiko in seiner zweiten Amtszeit sein werde. Nobelpreis- Beratungsspezialisten EY
träger Paul Krugman befand kurz und knapp: «Zölle sind eine Steuer auf empfehlen Unternehmen,
Konsumenten. Sie schaden der Wirtschaft mehr, als sie ihr nützen.» politische Risiken umfassend
zu analysieren.
1500-1700 Kritische und kluge Worte schrecken den selbst ernannten «Tariff Man» aber nicht 4
ab. Ein Blick in die Vergangenheit könnte ihm aber die Augen öffnen. Im Sommer
Zeichen
1930 verhängte Präsident Herbert Hoover mit dem «Smoot Hawley Tariff Act» hohe
«Ein Handelskrieg dient
Zölle, um inländische Branchen vor der Wirtschaftskrise zu schützen. Als Folge
niemandem.»
davon schrumpfte nicht nur die heimische Wirtschaft, der gesamte Welthandel
brach zusammen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg erholte er sich langsam.
Direktion für Aussenwirtschaft
US-Präsident John F. Kennedy kam deshalb zum Schluss, dass der Schutz der Ivo Germann, Leiter der
im Staatssekretariat für
Industrie durch Zölle niemals eine langfristige Lösung sein könne. «Ein starkes Wirtschaft SECO.
Land benötigt starken Wettbewerb», befand er.
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Trump nur zu kritisieren, wäre aber falsch. Staatliche Abgaben existieren länger als
moderne Staatswesen. Die Schweiz rühmt sich etwa, die Zölle auf Industrieprodukte HKBB-Direktor Martin Dätwyler
abgeschafft zu haben. Die Mehrwertsteuer, aber auch jene auf Mineralöl, Autos, will die Schweizer Wirtschaft
Tabak, Bier und Spirituosen existieren weiterhin. Andere Staaten betreiben Industrie- stärken. Sie benötigt gerade in
politik mit Unsummen von Subventionen oder erheben höhere Zölle als die USA für Krisenzeiten ein optimales
gleiche Waren. Umfeld, sagt er.
In dieser aufgeheizten Stimmung braucht es kühle Köpfe. Gerade jetzt müssen
Handelsschranken abgebaut und keine neuen errichtet werden. Die beste Karte 8
haben wir mit den Bilateralen III bereits in der Hand. Sie sollte deshalb so rasch Die Schweiz belegt im globalen
wie möglich gezogen werden. Die Ratifizierung der Verträge hat Top-Priorität. Wettbewerb den zweiten Platz.
Vertraglich klar geregelte Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union sind Das Kostenniveau ist aber zu
Gold wert, während Trump die USA in die Krise stürzt. hoch. Auch die Steuern belasten
die Bilanz.
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