Page 3 - tribune-3-25
P. 3
ten auf eine Bereitschaft hin, drastische Massnahmen zu Eine Geostrategie sorgt für Resilienz in
ergreifen, um die Abhängigkeit von China und die Abhän- unsicheren Zeiten
gigkeit Amerikanischer Partner von China zu verringern, In diesem komplexen und sich schnell verändernden glo-
was eine Herausforderung für die Schweiz darstellt. Mit balen Umfeld sollten Schweizer Unternehmen sich mit
starken Handelsbeziehungen zu beiden Nationen und der Entwicklung und Implementierung einer Geostrategie
einer Aussenpolitik, die relativ offen gegenüber China ist, auseinandersetzen. Das erhöhte Mass an geopolitischem
könnte die Schweiz unter Druck geraten, ihre Chinapolitik Risiko stellt sowohl Herausforderungen als auch Chancen
anzupassen. Der Ausschluss der Schweiz aus der Gruppe für Unternehmen dar, die global tätig sind. Um diese
der verbündeten Länder mit unbegrenztem Zugang zu Herausforderungen effektiv zu navigieren, müssen Unter-
US-KI-Chips signalisiert wachsende US-Skepsis gegen- nehmen die Auswirkungen politischer Risiken auf ihre
über der Schweizer Chinapolitik. Da die USA jedoch ihre Geschäftstätigkeit in Abhängigkeit von ihrer geografischen
Abhängigkeit von chinesischen Importen strategischer Lage, ihrer Branche und ihrer Grösse bewerten.
Güter verringern wollen, könnten bestimmte Schweizer
Sektoren, wie die Pharmaindustrie, von einer erhöhten Es reicht nicht mehr aus, dass Führungskräfte ledig-
amerikanischen Nachfrage profitieren, insbesondere wenn lich die Existenz politischer Risiken anerkennen. Sie
sie bereit sind, verstärkt in den USA zu produzieren. müssen die Auswirkungen politischer Risiken auf die Ak-
tivitäten ihres Unternehmens bemessen, um potenzielle
Herausforderungen besser vorhersehen und sich darauf
«Politische Risiken vorbereiten zu können. Um in Zeiten von geopolitischer
Komplexität resilient und erfolgreich zu sein, müssen
müssen in die politische Risiken umfassend und funktionsübergreifend
analysiert, bewertet und in die Unternehmensstrategie
Unternehmensstrategie einbezogen werden.
einbezogen werden.»
Darüber hinaus verändern Zweifel an der zukünftigen
Rolle der USA als Garant der europäischen Sicherheit und
ein revisionistisches Russland die Sicherheitsarchitektur
Europas. Trotz ihrer Neutralität spürt die Schweiz die Famke Krumbmüller, Partner,
Dringlichkeit, ihre Verteidigungsfähigkeit zu stärken und EY Geostrategic Business Group
mehr Sicherheitskooperationen mit anderen europäischen Krumbmüller leitet die EY Geostrategic Business
Partnern in Betracht zu ziehen, was Wachstumsmöglich- Group in Europa. Davor war sie für die politische
keiten für Schweizer Rüstungshersteller und angrenzende Risikoabteilung eines von ihr gegründeten Unter
nehmens in Paris verantwortlich.
Industrien schafft. Strenge Rüstungsexportvorschriften Sie hat einen Abschluss in Wirtschaftspolitik
1
schränken jedoch derzeit die Fähigkeit der Schweiz ein, wissenschaften von der Sciences Po in Paris und
vom Verteidigungsinvestitionsboom in anderen europäi- der London School of Economics.
schen Ländern zu profitieren.
Anna-Carina Hamker,
EY Geostrategic Business Group
Als Senior Consultant berät Hamker EYKunden,
wie geopolitische Entwicklungen ihr Geschäftsmodell
beeinflussen. Davor war sie bei der renommierten
Eurasia Group in London tätig. Hamker erwarb den
Masterabschluss an der Sciences Po Paris und ver
fügt über einen Bachelorabschluss an der
1) Die Schweiz verbietet Waffenexporte, wenn das Zielland in Universität St. Gallen (HSG).
einen Krieg im In- oder Ausland verwickelt ist (einschliesslich
der Ukraine).
3