Potenzial ausschöpfen

05.01.2021

Die Region Basel liegt im Zentrum des für den europäischen Güterverkehr bedeutsamen Rhein-Alpen-Korridors. Rund die Hälfte des gesamten Frachtverkehrs zwischen Nord- und Südeuropa wird jährlich über diesen Hochleistungskorridor transportiert. Um seine Leistungsfähigkeit voll auszuschöpfen, braucht es weitere Infrastrukturausbauten. Dazu gehört auch das Gateway Basel Nord mit dem Hafenbecken 3.

Erst kürzlich eröffnete die Schweiz den Ceneri-Basistunnel und beendete damit das Mammut-Infrastrukturprojekt «Neue Eisenbahn-Alpentransversale» (NEAT). Was ein wenig sperrig klingt, ist nicht nur eines der grössten Bauvorhaben, das je in Europa erstellt wurde, sondern verfolgt auch ein Ziel, das aktueller nicht sein könnte: Die NEAT soll – als Teilstück des Rhein-Alpen-Korridors, der von Rotterdam nach Genua reicht – einen Grossteil des Schwerlastverkehrs von der Strasse auf die Schiene verlagern. 

1'000 Millionen Tonnen pro Jahr

Schon heute ist der Rhein-Alpen-Korridor eine der meistgenutzten Güterverkehrsstrecken Europas. Er verbindet die Wirtschaftszentren in den Regionen Rhein-Ruhr und Rhein-Main-Neckar mit den Häfen von Rotterdam, Antwerpen und Zeebrugge im Norden und dem Hafen von Genua im Süden sowie mit den Güterverkehrszentren in Norditalien. Er deckt somit einen grossen Teil des Raums ab, der als «blaue Banane» bekannt ist. Dies ist ein Gebiet mit vergleichsweise dynamischer Wirtschaft und Wohlstand sowie starker Verkehrsverflechtung. Gut 1'000 Millionen Tonnen Fracht werden jährlich über den Korridor transportiert, was 50 Prozent des gesamten Frachtverkehrs zwischen Nord- und Südeuropa entspricht. «Beim internationalen Frachtverkehr wird rund die Hälfte davon auf dem Rhein verschifft», erläutert Dr. Christiane Warnecke, Geschäftsführerin Schienengüterverkehrskorridor Rhein–Alpen. «Die übrigen Verkehre verteilen sich auf dem Rhein-Alpen-Korridor in etwa gleich auf Schiene und Strasse.»

Betrachtet man den Schienenweg, so ist die Leistung des Rhein-Alpen-Korridors beachtlich: Gut die Hälfte des Schienengüterverkehrs der EU werden über diese Achse abgewickelt. So spielt er auch für SBB Cargo International eine grosse Rolle: «Wir wickeln rund 95 Prozent unserer Verkehre über diesen Korridor ab», erläutert Ulla Kempf, Leiterin Ressourcenplanung SBB Cargo International AG.

Multimodalität wichtige Voraussetzung 

«Die Lieferketten auf dem Korridor sind allerdings nur so leistungsfähig wie ihr schwächstes Glied», gibt
Kempf zu bedenken. «Damit der Warentransport reibungslos und effizient erfolgen kann, braucht es moderne und leistungsfähige Infrastrukturen, die international aufeinander abgestimmt sind.» Die Verknüpfung der Verkehrsträger – die sogenannte Multimodalität – ist beim Gütertransport essenziell. «Multimodalität ist für uns entscheidend, denn jeder Verkehrsträger hat seine Stärken. Während die Bahn für längere Strecken optimal ist, braucht es beispielsweise für die An- und Ablieferung im Hinterland auch die Strasse», so Kempf. Diese Meinung teilt Hans-Peter Hadorn, Direktor der Schweizerischen Rheinhäfen: «Nördlich von Basel sind die Verkehrsströme durch Umschlagterminals bereits multimodal. Damit dies am Bündelungspunkt in Basel effizient weitergeführt werden kann, muss auch hier mit dem Terminal Gateway Basel Nord samt dem Hafenbecken 3 eine moderne Infrastruktur für die Abwicklung des Containerverkehrs geschaffen werden. So wird die Binnenschifffahrt gut an Schiene und Strasse angebunden.» Doch nicht nur bei der Realisierung von Infrastrukturen liegen grosse Aufgaben vor uns. Auch bei der Digitalisierung und beim Datenverkehr gibt es Nachbesserungsbedarf.

Nachbesserungen bei Digitalisierung

«Eine wichtige Aufgabe der Schweizerischen Rheinhäfen respektive aller Binnenhäfen ist es, Transportdaten der unterschiedlichen Verkehrsträger bereitzustellen. Damit Multimodalität in den Häfen effizient erfolgen kann, müssen wir Informationen miteinander austauschen können», betont Hadorn. Die gesetzliche Grundlage für eine internationale Koordination fehlt aber bislang dafür. «Leider verhindert die Datenschutzgrundverordnung der EU, dass wir die nicht kommerziellen Transportdaten für alle Marktteilnehmer gewinnbrinngend nutzen können. Wenn wir die Multimodalität fördern wollen, muss die Politik hier also deutlich nachbessern», hält Hadorn fest.

Damit der Rhein-Alpen-Korridor seine volle Leistung erbringen und damit auch einen wichtigen Beitrag für die Umwelt leisten kann, braucht es neben dem Abbau von Hürden beim Datenaustausch auch Investitionen in die Infrastruktur.

Mehr dazu: 

Erfahren Sie mehr zur Bedeutung des Rhein-Alpen-Korridors in unserem Podcast mit Dr. Christiane Warnecke, Schienengüterverkehrskorridor Rhein–Alpen, Ulla Kempf, SBB Cargo International AG, und
Hans-Peter Hadorn, Schweizerische Rheinhäfen.

Hier geht es zum Podcast. 

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