Hightech statt Industrieareal

07.06.2019

Die De-Industriealisierung hat direkten Einfluss auf die Raumplanung. Mehrere traditionelle Industrie- und Gewebeareale befinden sich in einem Transformationsprozess. Das Schorenareal in Arlesheim ist ein Beispiel dafür. Thomas Staehelin über uptown Basel und was dahintersteckt.

Wie kam es zur Idee, das «Kompetenzzentrum Industrie 4.0» in Arlesheim zu entwickeln?

Wie so oft im Leben: durch eine Reihe von Zufällen. Wir nutzen auf dem Schorenareal die vorhandenen Qualitäten und verbinden den traditionellen Ort mit den aktuellen Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung und Vernetzung zu einem innovativen Ganzen. Die hervorragende Erreichbarkeit, die Stromversorgung, das ausgebaute Glasfasernetz und vor allem die Verfügbarkeit von Talenten aus allen Fachrichtungen haben uns überzeugt. Die Arbeit der Zukunft wird anspruchsvoller und vielseitiger, dadurch steigt die Anforderung an Qualifikation und auch an Flexibilität der Mitarbeitenden. Das beste Potenzial findet man darum in unmittelbarer Nähe zu Städten, denn dort ist auch die höchste Dichte an Aus- und Weiterbildungsstätten vorhanden und – was noch fast wichtiger ist – es kombiniert neues Wissen mit langjähriger Erfahrung. Diese entscheidenden Vorteile haben wir direkt vor den Toren der Universitätsstadt Basel, in Arlesheim vorgefunden.

Welche Ziele verfolgt uptown Basel?

Wir wollen mit uptown Basel ein Smart Manufacturing-Hub der Nordwestschweiz werden. Der Campus wird ein Inkubator für Innovationen und Technologietransfer und ist entlang der Wertschöpfungskette der Elektrifizierung, der Automatisierung, der Digitalisierung und vor allem der Vernetzung aufgestellt. Wir vernetzen die unterschiedlichsten Branchen und bieten so unseren Mietern eine grössere Wettbewerbsfähigkeit. Wir sind Gast- aber auch Impulsgeber. Das Ziel ist, Innovationsprozesse anzuregen und damit die Entwicklung unseres Areals sorgsam zu steuern.

Wer ist Ihre Zielgruppe?

Nun, uptown Basel hat eine Gateway-Funktion und soll als Drehscheibe zum Austausch von industriellen Kooperationsnetzwerken werden. Wir wollen ein Zentrum für Elektromobilität und Batterietechnologie sowie für elektrische Transportsysteme und dazugehörende Infrastrukturen werden. Um das zu erreichen, haben wir als erstes Unternehmen angezogen, die im Bereich Informatik und Regelungstechnik, Software Engineering und Antriebstechnik tätig sind. Auch wollen wir ein Zentrum für Ressourceneffizienz sowie für Umwelt- und Energietechnologien sein. 

Grundsteinlegung uptownBasel

Weshalb fiel die Standortwahl auf das Schorenareal?

Das Schorenareal ist der richtige Ort zur richtigen Zeit. Wie gesagt, bietet uptownBasel optimale Standortbedingungen für innovative Unternehmen mit modernen Arbeitsplätzen. Safety, Security und Privacy sind zentrale Themen, die die Wirtschaft und Gesellschaft in den nächsten Jahren stark beschäftigen werden. Das grosse Areal bietet die Möglichkeit, diese Themen professionell anzugehen. Doch nicht zuletzt waren auch der direkte Autobahnanschluss und die gute Verfügbarkeit des öffentlichen Verkehrs wichtige Entscheidungsfaktoren.

Wie überzeugen Sie die Unternehmen davon?

Wir überzeugen die Unternehmen, von hier aus neue Märkte zu erschliessen und neue innovative Produkte oder Serviceleistungen zu entwickeln. Durch das Infrastruktur- und Serviceangebot des Areals überzeugen wir auch kleinere Firmen, talentierte Mitarbeitende zu rekrutieren und ihren Marktauftritt zu optimieren. Ein Unternehmen entscheidet sich hier für ein zukunftsfähiges Areal. Aktive Unternehmen, die sich verändern wollen, können hier ihre Zelte aufschlagen. Wir sind ein smartes Areal und so die Keimzelle für Entrepreneure. Die Vision vom urbanen Leben und Arbeiten kommt hier ein Stück näher.

Wie wichtig ist das «Kompetenzzentrum Industrie 4.0» für die Region?

Der Campus ist ein hervorragender und verlässlicher Ort, um die digitale Transformation von Unternehmen zu ermöglichen. Hier in Arlesheim hemmt niemand die Unternehmen, erfolgreich zu sein. Integriert im bestens aufgestellten Wirtschaftsstandort Basel, können sich Unternehmen mit Innovationspotenzial niederlassen: Vergessen wir nicht, eine schnell grösser werdende Anzahl von Standorten wirbt um die immer mobiler werdenden Firmen und Talente. Jeder Standort ist ein komplexes, soziales System. Wir sind Teil von der Wirtschaftsregion Basel, darum nennen wir uns auch uptownBasel. Unternehmertum und industrielle Innovation waren schon immer die Stärke der Region Basel. Kaum eine Region ist so interdisziplinär und wandlungsfähig.

Wie wissen Sie, dass die Zukunft in der Industrie 4.0 liegt?

Nun, wo früher Masse und Baugleichheit auf der Tagesordnung standen, legt man heute grossen Wert auf individuelle Produktion. Viele traditionelle Fabrikationsgebäude sind auf diese Anforderungen des Marktes nicht vorbereitet. Es braucht eine nächste Generation von Infrastrukturen und modularen, flexiblen Gebäuden. Die Digitalisierung und die Vernetzung von digitalisierten Produktionsstandorten sind allgegenwertig und eröffnen nicht zuletzt neue, innovative Geschäftsfelder. In der Industrie der Zukunft gilt das Motto: Vorsprung durch Wissen. Flexibilität, Schnelligkeit, Netzwerke, Innovation- und Ressourceneffizienz sind die entscheidenden Kriterien, um erfolgreich zu sein.

 

Dr. Thomas Staehelin ist VR Präsident von uptownBasel AG und ehemaliger Präsident Handelskammer beider Basel

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