Planst Du noch oder fährst Du schon?

29.05.2019

Der Verkehr nimmt in den nächsten 20 Jahren deutlich zu, das zeigen die Mobilitätszahlen des Bundesamtes für Raumentwicklung. Was aber müssen wir in Angriff nehmen, um Mobilität weiterhin zu ermöglichen und die dafür notwendigen Kapazitäten zu schaffen? Das Unternehmergespräch «Strassenverkehr im Baselbiet» liefert Antworten hierzu.

«Planst Du noch oder fährst Du schon?» – diese Frage stellten sich gestern Unternehmer und Verkehrsexperten beim Unternehmergespräch «Strassenverkehr im Baselbiet». Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel, zeigte auf, dass der Strassenverkehr auch in Zukunft sowohl beim Personen- als auch beim Güterverkehr eine entscheidende Rolle spielen wird: „Egal ob Schiene oder Strasse, der Verkehr wird bis 2040 nochmals massiv zunehmen. Beim Autoverkehr um mehr als 18 Prozent und beim ÖV sogar um rund 50 Prozent verglichen mit 2010", so Dätwyler. „Interessant dabei ist, dass sich der Modalsplit, also der Anteil der einzelnen Verkehrsträger am Gesamtverkehrsvolumen, kaum ändert. Auch in 20 Jahren werden noch 70 Prozent der Distanzen mit dem Auto zurückgelegt, so die Zahlen des Bundesamtes für Raumentwicklung, die die strategische Bedeutung der Strasse eindrücklich aufzeigen."

Technologischer Fortschritt verbessert Nachhaltigkeit

Neue Mobilitätsformen und Managementtools erhöhen künftig Effizienz und Nachhaltigkeit von Mobilität und verbessern so auch die Anerkennung der Strasse. „Den dringend notwendigen Ausbau der Infrastrukturen werden aber auch die technologischen Neuerungen nicht ersetzen können", hält Dätwyler fest.

Stau verursacht Kosten in Milliardenhöhe

Denn schnell wird klar, dass die heutigen Infrastrukturen das künftige Verkehrswachstum nicht zulassen. Es ist deshalb essenziell, dass Mobilität weiterhin ermöglicht und die dafür notwendigen Kapazitäten auf der Strasse geschaffen werden. „Denn Stau", so Dätwyler weiter, „verursacht schon heute jährlich Kosten von knapp zwei Milliarden Franken schweizweit. Der Löwenanteil von 90 Prozent bedingt durch die Stauzeit- und Unfallkosten."

Zum Unternehmergespräch luden die Handelskammer beider Basel, die Wirtschaftskammer Baselland und die Standortförderung Baselland.
Aufwendige Planungsverfahren verzögern Projekte

Die Herausforderungen beim Kapazitätsausbau sind vielfältig: So gibt es zwar mittlerweile, wie von der Handelskammer in ihrem Themendossier «Zielbild Hochleistungsstrassennetz» gefordert, ein gemeinsames Zielbild der beiden Basler Kantone, das diese mit dem Bundesamt für Strassen angestimmt haben, aber die Finanzierung ist im Baselbiet weiterhin unsicher. Hinzu kommt politischer Unwille im Stadtkanton, der sich in zahlreichen parlamentarischen Vorstössen äussert. „Das Planungsmoratorium zum Autobahn-Westring ist ein Paradebeispiel dafür, weshalb Infrastrukturprojekte in der Region stark verzögert sind", bemerkt Dätwyler. Dies kommt zu den ohnehin aufwändigen Planungsverfahren erschwerend hinzu, die nicht zuletzt auch aufgrund von immer umfangreicheren Vorschriften und geforderten flankierenden Massnahmen immer mehr Zeit und Geld beanspruchen. Auch Einsprachen in der Form, wie sie heute eingereicht werden können, verzögern Projekte zusätzlich oder verhindern diese sogar gänzlich. „Die Handelskammer beider Basel fordert deshalb, dass die Planungs- und Einspracheverfahren – unter Wahrung der demokratischen Rechte – optimiert werden. So kommen wir weg vom Planen hin zum Handeln und schaffen es, den Stau in unserer Region künftig zu verringern", erläutert Dätwyler abschliessend.

Zum Unternehmergespräch luden die Handelskammer beider Basel, die Wirtschaftskammer Baselland und die Standortförderung Baselland.

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