Uni Basel simuliert in Hölstein den Klimawandel

19.06.2019

Immer weniger Niederschlag, immer heissere Sommer – Forscherinnen und Forscher der Universität Basel gehen in einem Langzeitexperiment der Frage nach, wie sich die zunehmende Trockenheit auf die Schweizer Wälder auswirkt.

Neueste Prognosen besagen, dass die Sommerniederschläge in der Westschweiz bis zum Jahr 2085 um bis zu einem Fünftel zurückgehen. «Wie unsere Wälder auf den Klimawandel reagieren, ist eine dringende ökologische Frage. Denn der Wald ist eines unserer wichtigsten Ökosysteme», erläutert Prof. Dr. Ansgar Kahmen vom Departement Umweltwissenschaften der Universität Basel. Um herauszufinden, wie sich die zunehmende Trockenheit auf Schweizer Wälder auswirkt, startete sein Team letztes Jahr in der basellandschaftlichen Gemeinde Hölstein ein Waldexperiment, das auf 20 Jahre ausgelegt ist. «Wir wissen noch relativ wenig darüber, wie der Wald auf die Klimaveränderung reagieren wird, denn er ist wegen seiner Grösse schwer zu untersuchen», so Kahmen. Dank dem Experiment in Hölstein, das wegen der geplanten Laufzeit von 20 Jahren, der Grösse und der vielen zu untersuchenden Baumarten einmalig in Europa ist, können diese Wissenslücken nun geschlossen werden.

Beobachtungen in den Baumkronen

Die Forscherinnen und Forscher simulieren über einen längeren Zeitraum die zu erwartende Trockenheit in einem ausgewachsenen Schweizer Mischwald. Sie entschieden sich nach gründlicher Suche für den Standort in Hölstein, weil dieser mit 14 Baumarten besonders artenreich ist. Die Wissenschaftler errichten auf der 1,6 Hektar grossen Versuchsfläche eine Dachkonstruktion unter den Baumkronen, die einen Viertel des Niederschlagswassers für die Bäume abfängt. Mithilfe einer Gondel, die an einem Baukran befestigt ist, können sie in den Baumkronen Beobachtungen anstellen und Experimente durchführen. Aktuell beobachten sie den Wald noch unter natürlichen Bedingungen. Bald soll das eigentliche Experiment anfangen.

Forscherinnen und Forscher simulieren über einen längeren Zeitraum die zu erwartende Trockenheit in einem ausgewachsenen Schweizer Mischwald
Erkenntnisse fliessen in Praxis ein

Das Team von Ansgar Kahmen möchte herausfinden, welche einheimischen Baumarten besonders empfindlich auf Trockenheit reagieren und ob ausgewachsene Bäume in der Lage sind, sich an Klimaveränderungen anzupassen. Zudem interessiert die Forschenden, wie sich der Wassermangel auf biogeochemische Kreisläufe im Wald auswirkt und ob unsere Wälder auch unter zukünftigen Klimabedingungen grosse Mengen an Kohlenstoff speichern können. «Unser Ziel ist es zudem, unser Waldlabor auch Forscherinnen und Forschern aus anderen Bereichen zur Verfügung zu stellen», ergänzt Kahmen.

Das Amt für Wald beider Basel war von Anfang an in das Projekt involviert. Die Erkenntnisse aus dem Experiment werden somit auch in die Praxis einfliessen und die Betreuung des Waldes unterstützen.

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