Zur Arbeit ohne Stau und Zeitverlust

22.09.2017

Im Rahmen der «Mobilitätswoche» lud die Handelskammer beider Basel zur Veranstaltung «Ohne Stau und Zeitverlust zur Arbeit» ein. Die Veranstaltung informierte, mit welchen Massnahmen der zunehmenden Pendlerflut Einhalt geboten werden kann. Praxisbeispiele zeigen: Modern gestaltete Arbeitsplätze wirken sich positiv auf den Strassenverkehr aus.

Martin Dätwyler, stv. Direktor der Handelskammer beider Basel, betonte in seiner Begrüssung, dass es für den viel versprechenden Titel «Ohne Stau und Zeitverlust zur Arbeit» kein Patentrezept gebe. Vielmehr wolle die Handelskammer Denkanstösse liefern. Erklärtes Ziel ist, die Unternehmen zu sensibilisieren, sich mit dem Thema Mobilitätsmanagement auseinander zu setzen und ihren Teil zu nachhaltiger Mobilität beizutragen. Die Handelskammer setzt sich dafür ein, dass Unternehmen in der Region gut erreichbar sind. Und zwar nicht erst in 15 oder 20 Jahren, wenn der Ausbau der Strasseninfrastruktur realisiert sein wird.

Homeoffice vermeidet Pendlerströme

Anastasia Gavrilova, Mitglied des «Diversify Your Career»-Netzwerks von PricewaterhouseCoopers, zeigte auf, welche Massnahmen PricewaterhouseCoopers einsetzt, um den Autoverkehr zu entlasten. So gewährt das Unternehmen seinen Mitarbeitenden ein Halbtax-Abo, verleiht ihnen Velos oder stellt Ladestationen für ihre e-bikes zur Verfügung. Und wer von zu Hause aus arbeiten will, kann dies ebenfalls tun. Dazu stellte Gavrilova ein Tool vor, mit dessen Hilfe Internetkonferenzen geschalten werden können und die Mitarbeitenden gegenseitig Zugriff auf ihren Desktop haben — egal, wo sie sich gerade befinden.

Ganz ähnliche Ziele verfolgt auch die Basler Versicherung: Stephan Walliser, Leiter Human Resources Schweiz, berichtete über die verschiedenen Job-Tickets für die Pendler und Grenzgänger aus dem Elsass und dem Badischen Raum, die das Unternehmen für seine Mitarbeitenden mitfinanziert. Zudem stellt das Unternehmen kostenlose Veloparkplätze für ihre Mitarbeitenden zur Verfügung. Autoeinstellplätze hingegen sind kostenpflichtig. Damit will das Unternehmen die Mitarbeitenden motivieren, mit dem ÖV oder Fahrrad zur Arbeit zu kommen. Beim Thema Homeoffice machte er jedoch deutlich, dass nicht jeder Job dazu geeignet ist, von zu Hause aus erledigt zu werden. Zwar könne man durch geeignete Infrastruktur den Schutz sensibler Daten gewährleisten. Doch Bankdaten etwa würden grundsätzlich nicht über externe Arbeitsplätze bearbeitet werden.

Weitgehende Flexibilität

Beiden Firmen gemeinsam ist eine Unternehmenskultur, die den Mitarbeitenden weitgehende Flexibilität der Arbeitszeiten einräumt. Sei dies durch Jahresarbeitszeitkonten, Teilzeitarbeit oder hausinterne Kinderkrippen. Und beide Referenten betonten, dass ein hohes Mass an gegenseitigem Vertrauen nötig ist, wenn Homeoffice funktionieren soll.

Die Referate setzten eine rege Diskussion in Gang, die nach der Fragerunde am anschliessenden Lunch intensiv weitergeführt wurde.

Fragen und Antworten

Wie werden Massnahmen wie Job-Tickets oder Homeoffice finanziert? Nicht jedes KMU hat ein entsprechendes Budget zur Verfügung.

Bei der Basler Versicherung wird nicht alles vorfinanziert. So können Mitarbeiter entscheiden, ob sie zu Hause mit ihrem eigenen Laptop arbeiten wollen. Am Firmensitz teilen sich mehrere Personen einen Büroarbeitsplatz, wenn sie Teilzeit arbeiten. Dies spart Kosten in der Infrastruktur. Dazu kommen Sportangebote und Fitnessprogramme auf dem Firmengelände. Werden diese regelmässig genutzt, so führt dies langfristig zu geringeren Fehlzeiten am Arbeitsplatz und spart dem Unternehmen auf diese Weise Geld — das wiederum anderswo eingesetzt werden kann.

Grosse Unternehmen haben einen grösseren finanziellen Handlungsspielraum. Welche Tipps gibt es für KMU, die sich das nicht leisten können?

Bei Job-Tickets bestünde die Möglichkeit, dass sich mehrere kleine Firmen zusammenschliessen. Eine entsprechende Nachfrage bei den regionalen Verkehrsverbünden kann sich da sicher lohnen.

Welche Risiken birgt Homeoffice, gibt es Erfahrungen dazu?

Bei PwC werden mit den Mitarbeitenden sehr genaue Zielvereinbarungen getroffen. Nach dem Motto: «Was kannst du in vorgegebener Zeit arbeiten?» Wann genau das geschieht, spielt keine so grosse Rolle. Eine tägliche Anwesenheitspflicht und Arbeitszeitkontrolle erübrigt sich in diesem Fall.

Wo sind die Grenzen bei Teilzeit-Arbeitsplätzen?

Bei der Basler Versicherung sind Teilzeitstellen gerade sehr im Trend. Doch wird hier inzwischen mehr Flexibilität verlangt. Wer bisher an zwei fixen Tagen in der Woche gearbeitet hat, muss bereit sein, diese nach anfallendem Arbeitspensum situativ zu verschieben.

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