Wirtschaft & Wissenschaft im Dialog: Machen Daten gesund?

18.10.2018

Machen Daten gesund? Antworten auf diese Frage gaben Prof. Dr. Christiane Pauli-Magnus, Universitätsspital Basel, Stefan Foser, Roche, und Datenschützer Prof. Dr. Beat Rudin am Anlass Wirtschaft & Wissenschaft im Dialog. Matthias Zehnder befragte die Podiumsteilnehmer über die Chancen und Risiken im Umgang mit Gesundheitsdaten.

«Machen Daten gesund?» Professorin Christiane Pauli antwortete zu Beginn mit einem klaren Nein. Und stellte fest: Erst mit der Interpretation der Daten könne die Arbeit in der Forschung beginnen. Je mehr Daten den Ärzten zur Verfügung stehen würden, desto differenzierter könne eine Diagnose ausfallen.

Pauli-Magnus, die das Departement für Klinische Forschung (DKF) an der Uni Basel und am Universitätsspital Basel leitet, betonte weiter, dass die Arbeit der Universitätsspitäler in der Schweiz stark an gesetzliche Vorgaben gebunden sei. Die Forscher stünden in einem Spannungsfeld zwischen Schutz persönlicher Daten einerseits und den Möglichkeiten der klinischen Forschung andererseits. Dabei hob sie hervor, wie sehr Patientendaten in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen und sich zu einem neuen Instrument in der Forschung etabliert hätten.

Gesundheitskosten sinken

Gemäss Pauli-Magnus würden die Kosten im Gesundheitswesen durch individuelle Therapieformen eher ansteigen. Durch den Einsatz von Big Data könnten allerdings gezieltere Präventionsmassnahmen erreicht werden. Dies würde dazu führen, dass sich bestimmte Krankheiten nicht mehr so schnell verbreiten und dadurch die Gesundheitskosten sinken.

Auch Stefan Foser, Group International Scientific Director for Personalized Healthcare, Global Pharma Development Medical Affairs, F. Hoffmann-La Roche, machte deutlich, dass Erfolge – insbesondere in der Krebstherapie – in erster Linie von Datenanalysen abhängig sind. Die technischen Möglichkeiten dafür seien bereits gegeben. Die Forschung stehe hier allerdings erst am Anfang. „Es gilt jedoch, Standards zu setzen, um eine Vergleichbarkeit der gesammelten Daten zu gewährleisten", so Foser weiter.

Personalisierte Medizin im Vormarsch

Für Foser steht fest, dass die personalisierte Medizin vorangetrieben werden muss. Denn nur so lassen sich langfristig Erfolge in der Krebstherapie erreichen. Da beispielsweise jeder Tumor einzigartig ist, wird es nie ein Universalmedikament gegen Krebs geben. Foser leitet in 23 Länder klinische Studie. Häufig sieht er sich dabei mit dem Umstand konfrontiert, dass Daten in jedem Land anders erhoben werden.  Wolle man die Daten seriös vergleichen, müssen sie sehr aufwändig analysiert werden. Das koste viel Zeit und Geld, erläuterte Foser.

Entsteht ein neuer Markt?

Datenschutzbeauftragter des Kantons Basel Stadt, Prof Dr. Beat Rudin, erklärte, dass der Handel mit Daten nicht unbedingt zum Erfolg in der Forschung beitragen würde. Er führte aus, dass Google zwar jede Menge Daten sammeln könne, jedoch seien diese so undifferenziert, dass sie für einen Gebrauch in der Forschung nicht geeignet sind. „Daten günstig in China zu kaufen, hilft uns hier in Europa nicht weiter", so Rudin.

In diese Richtung zielte auch die Frage, welche Rolle das Konkurrenzdenken innerhalb der Pharmabranche spielt. Foser und Pauli-Magnus waren sich einig, dass einzig Kooperation das geeignete Mittel ist, die Forschung voranzubringen. Beide vertraten den Standpunkt, dass die Forschung im Vordergrund stehen müsse.

Einig waren sich die Experten mit dem Datenschutzbeauftragten, dass die grösste Herausforderung darin besteht, das Vertrauen der Patienten zu gewinnen. Erst wenn sie davon überzeugt sind, dass die Forschung mit ihren Gesundheitsdaten zu grösseren Therapieerfolgen führt, werden sie bereitwillig Auskunft geben. Und auch der Weitergabe ihrer Daten zustimmen.

 

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