«Künstliche Intelligenz spielt eine Schlüsselrolle für die digitale Gesundheit»

08.04.2024

Mit einem Ökosystem, das von jungen Startups bis hin zu international agierenden Firmen reicht, ist die Region Basel ein Schwergewicht im Bereich digitale Gesundheit. Christof Klöpper, CEO Basel Area Business & Innovation und Martin Dätwyler, Direktor Handelskammer beider Basel über Innovationen und Meilensteine in der digitalen Gesundheit.

Welche digitalen Gesundheitstrends sollten wir im Auge behalten?


Christof Klöpper: Künstliche Intelligenz (KI) spielt für die digitale Gesundheit eine Schlüsselrolle und wird auch in der Zukunft noch wichtiger. Ein spannendes Beispiel ist der Einsatz von KI in der Krebsdiagnostik, wie es Moonlight AI macht. Das Startup nutzt künstliche Intelligenz, um Röntgenaufnahmen oder CT-Scans zu analysieren und Anzeichen von Krebs zu erkennen. Ein weiteres Beispiel ist die Entwicklung neuer digitaler Therapieansätze, die personalisierte Behandlungsmöglichkeiten eröffnen. Firmen in der Region Basel sind an der Spitze dieser Bewegung, indem sie innovative Technologien nutzen, um Behandlungen genauer und effektiver zu machen. Das Startup Nutrix etwa bietet Lösungen für die personalisierte Ernährungsberatung und -überwachung an, um dank personalisierter Ernährung gesünder zu leben. Quantentechnologie wird ebenfalls eine wichtige Stellung einnehmen. Denn mit Quantum Basel und dem Accelerator QAI Ventures erhalten Wirtschaft und Forschung in der Region Zugang zu Quantencomputern und können mit Expertinnen und Experten auf dem Gebiet der Quantentechnologie zusammenarbeiten. Auch hier werden wir spannende Entwicklungen verfolgen können.


Martin Dätwyler: Während die Qualität des schweizerischen Gesundheitssystems auch im internationalen Vergleich hoch ist, so gibt es bei der Digitalisierung einige Defizite. Die Schweiz nutzt das Wissen, das in Daten schlummert, kaum. Neben der Anwendung von KI ist es deshalb essenziell, dass wir standardisierte Gesundheitsdaten – selbstverständlich anonymisiert – der Wissenschaft und den Unternehmen verfügbar machen. Diese Daten liefern wertvolle Informationen für neue, effiziente Behandlungsmethoden, wirkungsvolle Therapien und Medikamente. Zum Nutzen von uns allen.


Welche Rolle spielen Startups für den Fortschritt in der digitalen Gesundheit?


Klöpper: Startups geben dem ganzen Bereich mit ihrer Innovationskraft enormen Schub. Sie sind auch für etablierte Firmen wichtige Impulsgeber. Aber neue Firmen benötigen Unterstützung, um Partner und Geld für die Weiterentwicklung zu finden. Der Kanton Basel-Stadt finanziert unsere Initiative DayOne, mit der Startups in den Bereichen digitale Gesundheit und Medtech eine Plattform erhalten, um ihre Ideen voranzutreiben und tragfähige Lösungen zu entwickeln. Auch der Kanton Jura unterstützt unsere Aktivitäten im Jura. Dort können die DayOne-Startups vom Switzerland Innovation Park Basel Area in Courroux mit der starken Medtech-Branche kollaborieren. In Basel ist der Novartis Campus das Zuhause des DayOne Accelerators.

Der Accelerator hilft nachweislich dabei, Startups im Bereich digitale Gesundheit besser zu positionieren. Sie erhalten finanzielle Unterstützung, Zugang zu Coaches und zu einem grossen Netzwerk, können Fragen zu Geschäftsentwicklung, Markteintritt und Finanzierung mit Expertinnen und Experten klären und sich untereinander anspornen.

Christof Klöpper
Wie tragen Sie dazu bei, digitale Gesundheitsinnovationen zu fördern?


Martin Dätwyler: Wir stehen erst am Anfang eines vielversprechenden Wegs. Beispielsweise mangelt es an einer konsistenten Strategie für den vielseitigen Einsatz einmal erfasster Patientendaten. Mit den beiden erfolgreichen Standesinitiativen aus den beiden Basel, die wir initiiert haben, tragen wir dazu bei, dass die Arbeiten zur digitalen Transformation des Gesundheitswesens weitergeführt und beschleunigt werden. Unser Pionierprojekt BâleDat ist ein Bottom-up-Ansatz aus der Region. BâleDat will mit allen regionalen Akteuren und in Zusammenarbeit mit Top-down-Projekten wie DigiSanté und dem Swiss Personalized Health Network die Sekundärnutzung strukturierter, anonymisierter und standardisierter Gesundheitsdaten vorantreiben. Spitäler aus beiden Basel, die Pharmaindustrie, Wirtschaftsverbände und das SPHN suchen gemeinsam nach kantonsübergreifenden Lösungen, basierend auf gemeinsam identifizierten Usecases.


Wie sieht die Zukunft der digitalen Gesundheit in der Region Basel aus?


Klöpper: Vielversprechend, wenn wir weiter auf Innovation und Zusammenarbeit setzen. Wir müssen alles daransetzen, dass die Region Basel auch künftig ein Zentrum der digitalen Gesundheitsinnovation bleibt. Deswegen sind Acceleratoren wie DayOne und Veranstaltungen, an denen die Akteure sich miteinander austauschen und gegenseitig inspirieren, so wichtig. An der BOOM-Konferenz, die im April stattfindet, bringen wir lokale und internationale Akteure an einem einzigartigen Event zusammen, um über die drängenden Fragen der digitalen Gesundheit zu diskutieren. Darauf freue ich mich sehr.

Dätwyler: Wir haben in unserer Region ein weitreichendes Life Sciences-Ökosystem mit starken Akteuren. Dies müssen wir weiter stärken. In der Komplexität des Gesundheitswesens ist die Zusammenarbeit keine Option, sondern eine Notwendigkeit. Sie ist der Katalysator für nachhaltige Innovation. Wir müssen uns also zusammenraufen, lokal, regional und national. Unternehmen, Universitäten, Gesundheitsdienstleister und die Gesetzgeber. Nur gemeinsam erreichen wir unsere Ziele.


Was braucht es Ihrer Ansicht nach, um digitale Gesundheit weiter voranzutreiben?


Dätwyler: Die Digitalisierung des schweizerischen Gesundheitswesens steht an einem Wendepunkt. Klar ist, dass die Digitalisierung im Gesundheitssektor mit der Vernetzung und der Zusammenarbeit aller Akteure steht und fällt. Die Handelskammer beider Basel setzt sich mit ihrem Life Sciences Cluster Basel engagiert dafür ein, dass sich eine datenbasierte Gesundheitswirtschaft entwickeln kann. Dies ist für Unternehmen und die Forschung in unserer Region entscheidend, um weiterhin weltweit wettbewerbsfähig zu bleiben.

Klöpper: Der Drive ist da, aber oft fehlt es am Geld. Wir suchen deswegen immer nach Partnerinnen und Partnern für den DayOne Accelerator. Ja, eine Partnerschaft ist eine Investition, aber eine, die sich lohnt - sowohl für die Sponsorinnen und Sponsoren als auch für die Region. Denn die Impulse, die unsere Startups liefern, sind mehr als das nette Nebenprodukt von Startupförderung. Ihre Innovationen sind grundlegend wichtig, damit die Region ihre Position als digitale Gesundheitspionierin weiter ausbauen kann.

 

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