«Schweiz würde auf vielfältige Art direkt oder indirekt profitieren»

01.04.2019

Erstmals hat eine von der Handelskammer beider Basel in Auftrag gegebene Studie den Nutzen des Herzstücks für die gesamte Schweiz untersucht. Studienleiter Dr. Wolfram Kägi, B,S,S Volkswirtschaftliche Beratung, über die Erkenntnisse und wie die Schweiz vom S-Bahnausbau Herzstück profitiert.

Was ist das Ziel der vorliegenden Studie?

Wir haben versucht, möglichst breit Fakten zusammenzutragen, warum es das Herzstück braucht und was es für volkswirtschaftliche und gesellschaftliche Nutzen hat. Unsere Studie ist primär keine empirische Studie, sondern ein Zusammentragen und Ordnen der verschiedenen Fakten und Argumente. Im Unterschied zu bisherigen Studien, ging es vor allem darum, aufzuzeigen, wie eben die gesamte Schweiz vom Herzstück profitiert und nicht nur die Agglomeration Basel.

Was genau haben Sie untersucht?

Wir haben verschiedene Bereiche identifiziert, auf die sich das Herzstück auswirkt. Da ist zunächst das Verkehrssystem, doch dies hat dann wiederum vielfältige Effekte auf die Wirtschaft, die Gesellschaft sowie Raum und Umwelt. Und es zeigt sich: Der S-Bahnausbau Herzstück leistet wichtige Beiträge, um die nationalen Strategien umzusetzen und die Ziele des Bundes zu erreichen. So wirkt das Herzstück beispielsweise im Bereich Raumplanung der Zersiedelung entgegen, da sich die Besiedlung entlang der S-Bahn-Korridore entwickelt und konzentriert. 

Dr. Wolfram Kägi, Studienleiter: «Ein zusätzliches BIP von 2 Milliarden Franken, das auf Produktivitätsfortschritte zurückzuführen ist, erstaunt schon.»

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse der Studie?

Es zeigt sich, dass bereits heute die Agglomeration Basel als innovationsstarke Region einen wichtigen Beitrag für die gesamte Schweiz leistet und das von dem, was in den Agglomerationen und insbesondere in der Region Basel erreicht wird, nicht nur die Menschen in den Agglomerationen selbst profitieren, sondern das gesamte Land. Prognosen gehen davon aus, dass die Bevölkerung in der Agglomeration Basel in den kommenden Jahren weiter stark wächst. Dies führt zu sogenannten Agglomerationseffekten, zu Produktivitätsfortschritten und damit zu durchschnittlich höheren Einkommen. Das erwartete Bevölkerungswachstum bedingt aber den Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Raum Basel. Die S-Bahn leistet hierzu einen zentralen Beitrag. Zudem führen die schnelleren S-Bahn-Verbindungen dazu, dass manch periphere Gemeinde künftig viel stärker Teil der Agglomeration ist. Dies vergrössert wiederum die Agglomerationseffekte. Insgesamt führt das prognostizierte Bevölkerungswachstum in der Agglomeration und die geographische Ausdehnung der Agglomeration - was die Zahl der Menschen, die zur Agglomeration gehören, weiter erhöht - zu Produktivitätsgewinnen, die zu einer Erhöhung des BIP um 2 Milliarden Franken pro Jahr führen. Die S-Bahn ist dafür nicht kausal verantwortlich, aber eine moderne S-Bahn ist ein wichtiger Beitrag zum Wachstum der Region. Oder andersherum: Ohne eine moderne Verkehrsinfrastruktur ist das angedachte Wachstum schwer vorstellbar. Und schliesslich trägt eine moderne Infrastruktur der Region Basel auch zum positiven Image der Schweiz bei, zumal ja auch der erste Eindruck, den viele Besucher von der Schweiz erhalten, durch die Anreise via Basel als Tor zur Schweiz geprägt wird.

Gibt es eine Erkenntnis, die Sie besonders erstaunt?

Ein zusätzliches BIP von 2 Milliarden Franken, das auf Produktivitätsfortschritte zurückzuführen ist, erstaunt schon. Ebenso die vielen positiven Effekte, die sich mit einer verbesserten Verkehrsinfrastruktur in unserer Region für die gesamte Schweiz ergeben. So könnten beispielsweise viele Orte schneller erreicht werden, der öffentliche Verkehr würde gestärkt, eine Verlagerung auf die Schiene forciert und für den Durchgangsverkehr Kapazitäten freigespielt werden. Viele Arbeitsplätze wären besser zu erreichen als zuvor und Reisezeiten verkürzt, was neue Opportunitäten schaffen würde. Von einem Ausbau der S-Bahn in der Region würde also die Schweiz auf vielfältige Art direkt oder indirekt profitieren. Aber klar, Agglomerationseffekte sind immer schwierig zu quantifizieren.

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