Steigende Preise und drohender Energiemangel belasten Wirtschaft

24.10.2022

Die unsichere geopolitische Situation, die steigenden Preise sowie der drohende Energiemangel stellen die Unternehmen in der Region Basel vor Herausforderungen. Doch die Wirtschaft trotzt den schwierigen Bedingungen. Das zeigt der aktuelle Stimmungsbarometer Herbst 2022 der Handelskammer beider Basel.

«Viele Unternehmen haben volle Auftragsbücher, ihre Produktionslinien sind ausgelastet und sie verzeichnen gute Umsätze – die Wirtschaft in der Region Basel trotzt dem aktuell schwierigen Umfeld», informiert Andreas Meier, stv. Direktor Handelskammer beider Basel. Die wirtschaftliche Lage hat sich seit dem Frühling nicht wesentlich verändert. Das zeigen die Ergebnisse des Stimmungsbarometers Herbst 2022. Rund 40 Prozent der befragten Unternehmen sprechen von einem guten, weitere 40 Prozent von einem befriedigenden Geschäftsgang. Im Vergleich zur Umfrage im Vorjahr berichtet jeweils ein Drittel von einem besseren, einem gleichbleibenden beziehungsweise von einem schlechteren Geschäftsgang.

Rohstoff- und Materialbeschaffung weiterhin schwierig

Hemmend wirken sich Probleme bei der Rohstoff- und Materialbeschaffung aus, so Meier: «Noch immer sind Lieferketten beeinträchtigt. So sind Elektronikkomponenten trotz leichter Entspannung der Lieferketten aus Fernost noch nicht in der gewünschten Menge und Zeit verfügbar.» Zudem hat sich die Rohstoffbeschaffung – insbesondere von energieintensiven Rohstoffen wie Zement, Stahl oder Kupfer – massiv verteuert. Die Unternehmen diversifizieren nun ihre Supply Chains und suchen und finden alternativ zu Lieferanten aus Russland und der Ukraine neue Zulieferer in anderen Kontinenten. Dadurch verringern sie ihre Abhängigkeiten und stärken ihre Marktposition.

Steigende Preise sind Herausforderung Nummer 1

Aber nicht nur die Rohstoff- und Materialbeschaffungskosten sind aufgrund weltweiter Lieferengpässe als Folge der Covid-Pandemie stark gestiegen. Der Ukrainekrieg hat nun die Energiepreise massiv erhöht. «Für ein Viertel der Unternehmen haben die steigenden Strompreise keinen, für die Hälfte einen spürbaren Einfluss. Für ein Fünftel der Befragten sind sie geschäftsschädigend. Für einige wenige kann die Situation existenzbedrohend werden. Das betrifft vor allem die produzierende Industrie. Rund die Hälfte der Unternehmen in diesen Branchen kann die aktuelle Preisentwicklung aber verkraften», betont Meier. Unternehmen ohne vertraglich fixierte Strompreise sind von den explodierenden Stromkosten besonders konfrontiert, andere profitieren von langfristigen Stromlieferverträgen mit fixen Preisen.

Energiemangellage bereitet Sorgen

«Ein grösseres Problem als die Strompreise sieht die Wirtschaft in der Strommangellage. Eine Kontingentierung des Stroms hätte weitreichende negative Folgen, Abschaltungen wären eine Katastrophe», so Meier. Um im Ernstfall gewappnet zu sein, sichern die Unternehmen die Stromversorgung systemrelevanter Anlagen, diversifizieren ihre Energieversorgung beispielweise durch zusätzliche Stromaggregate und sie versuchen ihr Einsparungspotenzial voll auszuschöpfen, indem sie zum Beispiel den Stromverbrauch in Gebäuden reduzieren.

Inflation ist in Schweiz noch wenig spürbar

«Die steigenden Preise werden im Jahr 2023 aller Voraussicht nach noch stärker spürbar sein», betont Meier. Die Inflation erhöht den Druck auf die Margen. Das dämpft bei vielen Unternehmen die Erwartungen an die zukünftigen Erträge und Gewinne. Die Inflation ist in der Schweiz zwar deutlich tiefer als in anderen Ländern. Dennoch wird sie die Wirtschaft belasten. «Eine mögliche Rezession ist von der Entwicklung in Deutschland und in den anderen Industriestaaten abhängig und trifft die Schweiz mit einer Zeitverzögerung von sechs bis zwölf Monaten», erläutert Meier.

Optimismus trotz ungewisser Zukunft

Jedes fünfte Unternehmen der Region Basel prognostiziert für das kommende Halbjahr eine positive Geschäftsentwicklung. Gut die Hälfte geht von einem gleichbleibenden Geschäftsgang aus. Ein Viertel der Befragten rechnet mit einer Verschlechterung.

Geprägt durch die mannigfaltigen Unsicherheiten ist jedoch eine gewisse Zurückhaltung bei den Investitionen spürbar. Es ist nicht die Zeit für neue, grosse Investitionsvorhaben. Verschiebungen und Rückzüge von Grossinvestitionen – insbesondere beim Bau von Renditeobjekten – sind laut Baubranche bereits Tatsache und spürbar.

«Weniger Investitionen erhöhen also ihrerseits das Risiko einer Rezession beziehungsweise einer Bremsung der Wirtschaft. Trotz der geopolitischen Situation und des fragilen Zustands der Weltwirtschaft mit hoher Inflation und drohender Rezession: Die Stabilität und hohe Resilienz unserer Wirtschaft wird ihr helfen, sich im schwierigen globalen Umfeld zu behaupten und die aktuellen Krisen zu bewältigen», ist Meier zuversichtlich.

 Alle Ergebnisse des Stimmungsbarometers Herbst 2022 finden Sie hier.

Über den Stimmungsbarometer

Unsere halbjährliche Konjunkturumfrage basiert auf einer Online-Umfrage, ergänzt durch Gespräche mit CEO sowie mit Expertinnen und Experten von Unternehmen. Den Stimmungsbarometer Herbst 2022 führten wir von 2. bis 30. September 2022 durch. 196 Unternehmen nahmen teil, darunter 92 aus Basel-Stadt und 94 aus Baselland.

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