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«Da blieb Zeit für sehr vieles, unter anderem für die Politik»

27.11.2019

Der Basler Erziehungsdirektor Dr. Conradin Cramer fühlt sich der Universität Basel als Alumnus und Universitätsrat stark verbunden. Er erinnert sich gern an seine Studienzeit.

Herr Cramer, Sie haben an der Universität Basel studiert und promoviert. Was war für Sie wichtig bei der Auswahl der Uni und der Studienrichtung? Wieso haben Sie sich für ein Studium in Basel entschieden?

«Kunsch nit drus, studiersch Jus» hiess es damals. Ich interessierte mich für Sprache, Sozialwissenschaften und Politik – da schien Jurisprudenz eine gute Synthese. Die Fakultät in Basel hatte schon damals einen ausgezeichneten Ruf. Und es war praktisch, weil ich mit 19 Jahren nicht zu Hause ausziehen wollte. Ein Teil Bequemlichkeit war also auch dabei. Das Studium hat mich dann zum Glück auch wirklich gepackt und die Universität Basel – ergänzt um Freiburg im Breisgau und später Berkeley in den USA – war die richtige Wahl für mich.

Wie haben Sie Ihre Studienzeit in Erinnerung?

Frei, unglaublich frei. Ich hatte meine erste Prüfung, das Vorliz, erst nach fünf Semestern. Da blieb Zeit für sehr vieles, unter anderem für die Politik und die Studentenverbindung Zofingia mit dem Zofinger Conzärtli. Es war auch locker möglich, Veranstaltungen anderer Fakultäten zu besuchen – einfach aus Interesse und ohne Druck. Ich habe da gerne Rosinen gepickt, etwa Volkswirtschaft 1, ein Seminar über Gleichheit und Gerechtigkeit bei den Philosophen oder die Vorlesung zur Geschichte der Europäischen Union am Europainstitut.

An welche Highlights erinnern Sie sich am liebsten?

Im engeren universitären Sinn sind das einzelne packende Vorlesungen, die echte Erkenntnisse brachten, das Ski-Seminar in Waltensburg, wo am Morgen gearbeitet, am Nachmittag skigefahren und abends gefeiert wurde, oder auch das gemeinsame sehr kollegiale Büffeln auf Prüfungen.

Wie prägend war für Sie die Uni Basel? Hatte sie vielleicht einen Einfluss auf Ihre politische Karriere?

Die Uni war natürlich prägend: Die Persönlichkeiten der Dozentinnen und Dozenten, die Kontakte auch über Fakultätsgrenzen hinaus und vor allem einige Freundschaften fürs Leben. Politisch prägend waren sicher die Diskussionen über Grundrechte, über Vertragsfreiheit und über Staatssysteme.

Conradin Cramer Der Basler Erziehungsdirektor Dr. Conradin Cramer fühlt sich als ehemaliger Student und Universitätsrat der Uni Basel stark verbunden.

Welchen Stellenwert nimmt die Uni Basel heute in Ihrem Leben ein?

Ich fühle mich der Uni als Alumnus und Universitätsrat stark verbunden. Als Bildungsdirektor stehe ich in der Verantwortung, dass sich die Uni Basel weiterentwickeln kann und ihre starke Stellung in Forschung und Lehre hält. Das beschäftigt mich täglich – im guten Sinne.

Ist es bei Ihrer Tätigkeit als Bildungsdirektor ein Vorteil, dass Sie Ihre Ausbildung in Basel abgeschlossen haben?

Es hilft mir als Mitglied des Universitätsrats sicher, dass ich die Uni von verschiedenen Seiten her recht gut kenne. Allerdings ist die Vielfalt unserer Universität so gross, dass ich ständig Neues entdecke. Und so soll es auch sein. Was man innerhalb einer Uni voneinander lernen kann, fasziniert mich und bietet noch viel Potenzial.

Sie unterrichten seit 2013 Privatrecht an der Juristischen Fakultät der Uni Basel und haben somit auch als Dozent einen Einblick in den Unibetrieb. Was hat sich seit Ihrer Studienzeit an der Uni verändert?

Das Bologna-System hat gerade die besonders frei ausgestalteten Studiengänge wie Jus massiv durchgerüttelt. Die Studierenden haben eine andere Anspruchshaltung. Das ist fordernd für die Dozenten. Manches ist mir heute zu verschult und wird zu sehr auf dem Silbertablett serviert. Andererseits: die Qualität der Lehre ist gestiegen. Niemand traut sich mehr, einfach sein Buch vorzulesen. Die Veränderungen an der Uni werden in den nächsten Jahren nicht weniger. Die Anforderungen an die Interdisziplinarität, die digitale Ausstattung und vor allem die Digital Literacy sowie die Konkurrenz von anderen Bildungsangeboten sind massiv. Die Politik muss dafür sorgen, dass die Uni für diese Veränderungen bereit ist und sie selbst und selbstbewusst gestalten kann.

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