Berufswahl: Begleiten statt vorgeben

26.08.2025

Gymi oder Lehre? Keine leichte Entscheidung. Eltern unterstützen am besten, wenn sie Orientierung geben statt den Kurs festlegen.

Der Beitrag erschien erstmals in der Kleinbasler Zeitung vom 26. August 2025

Die Schule startet, die Lehre beginnt, das Studium nimmt Fahrt auf. In diesen Wochen beginnt für viele junge Menschen ein neuer Lebensabschnitt. Es ist eine Zeit voller Erwartungen an die Zukunft. Doch fast wichtiger als dieser Moment ist der Weg dorthin – die Berufswahl. Und genau hier spielen Eltern bzw. Erziehungsberechtigte 
eine zentrale Rolle. 

Akademischer Weg – der einzig richtige?

Eltern wollen nur das Beste für ihr Kind. Das ist verständlich. Doch meist wird «das Beste» mit einem höheren Bildungsweg gleichgesetzt: Gymnasium, Matura, Universität – wenn es die Schulnoten zulassen. Aber ist dieser Weg wirklich immer der richtige? Basel-Stadt hat schweizweit eine der höchsten Gymnasialquoten. Rund 35 Prozent der Schülerinnen und Schüler wechseln jährlich ans Gymnasium. Doch die Zahlen zeigen auch, dass nicht alle Jugendlichen nach der Matura bereit für ein Studium sind – es fehlt an Selbständigkeit, Motivation und Lernkompetenz.

Was viele Eltern zudem nicht bedenken: Ein Uniabschluss ist nicht automatisch ein Berufsabschluss. Wer etwa Philosophie oder Wirtschaft studiert, erwirbt zwar grosses und fundiertes Wissen, es gibt aber keinen klaren Berufseinstieg. Die praktische Ausbildung muss häufig erst durch Praktika im  Nachgang nachgeholt werden.

Lehre ist ein Weg mit Perspektiven

Nach einer Berufslehre steigen junge Menschen hingegen direkt ins Arbeitsleben ein. Sie lernen den ewählten Beruf von Grund auf, verdienen früh eigenes Geld und sammeln wertvolle Praxis. Nach dem Lehrabschluss stehen ihnen viele Wege offen–mit Berufsmaturität auch an eine Fachhochschule.

Wege zeigen statt vorgeben

Neben Lehrpersonen und Freundeskreis sind die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen bei der Berufswahl. Sie kennen ihr Kind sowie seine Interessen und Stärken besser als jede Berufsberatung. Ihre Haltung zu Bildung und Beruf prägt die Entscheidungen des Kindes wesentlich. Eltern sollten offen sein für verschiedene 
Bildungswege – auch für die Berufsbildung. Nur so können Jugendliche ihre eigenen Talente entdecken und eine Entscheidung treffen, die zu ihnen passt.

Talente erkennen und fördern

Nicht jedes Kind ist für den akademischen Weg gemacht – das hat nichts mit Intelligenz zu tun. Talente zeigen sich auf vielfältige Weise: handwerklich, kreativ, sozial oder technisch. Die Aufgabe der Eltern ist es, diese Begabungen oder Interessen zu erkennen und zu fördern, ohne das Kind in eine bestimmte Richtung zu lenken. Überhöhter Druck kann überfordern und die Freude am Lernen hemmen. 

Karriere mit Lehre

Die Berufsbildung ist kein Plan B, sondern ein gleichwertiger Bildungsweg. Ein Weg, der Praxis, Perspektiven, Entwicklungsmöglichkeiten und beste Chancen am Arbeitsmarkt bietet – oft sogar mit Vorsprung gegenüber jenen, die nach dem Studium erst herausfinden müssen, wohin die berufliche Reise geht.

Bild von jungen Berufslernenden Die Vielfalt an Lehrstellen und Weiterbildungsmöglichkeiten ist enorm.

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