Basler Forscherin ist dem Corona-Virus auf den Fersen

27.04.2020

Grenzschliessungen machten für das Eindämmen des Corona-Virus keinen Sinn, denn das Virus breitete sich in ganz Europa aus, noch bevor uns das bewusst war. Zu diesem Schluss kommt Emma Hodcroft, Epidemiologin und Postdoktorandin am Biozentrum der Universität Basel.

Der Twitter-Account von Emma Hodcroft, Epidemiologin und Postdoktorandin im Team von Professor Richard Neher am Biozentrum der Universität Basel, ist in den letzten Wochen von wenigen Hundert auf über 18'000 Follower angewachsen. Seit dem Ausbruch des Corona-Virus ist sie eine gefragte Expertin. In ihrer Forschung befasst sie sich mit der weltweiten Ausbreitung des Corona-Virus. «Wir arbeiten an der Webapplikation Nextstrain, einem Kooperationsprojekt mit dem Fred-Hutchinson-Krebsforschungszentrum in Seattle. Mit Nextstrain können wir in Echtzeit verfolgen, wie sich das Virus verändert, wo es seinen Ursprung hatte und welchen Weg es genommen hat.» Dabei suchen die Forscherinnen und Forscher nach Mutationen des Virus und können so einen Stammbaum erstellen.

Kreuz und quer durch Europa

«Unsere Auswertungen zeigen, dass die frühen Proben sich sehr ähneln und alle aus China stammen. Das bestätigt die Annahme, dass das Virus seinen Anfang im November 2019 in China nahm», erläutert Hodcroft. Danach breitete sich die Epidemie in verschiedene Länder aus. «Das Virus nutzte die Tatsache aus, dass wir in Europa engen Kontakt haben. Es hat Europa kreuz und quer durchquert, noch bevor uns das bewusst war», so die Epidemiologin. Deshalb seien Grenzschliessungen zu Beginn der Epidemie für das Eindämmen des Virus nicht sinnvoll gewesen.

Die Daten, die das Basler Forscherteam für seine Auswertungen verwendet, stammen von zahlreichen Labors aus aller Welt. «Die globale Zusammenarbeit der Wissenschaftler ist grossartig, denn das Teilen der Daten ist für die Labors freiwillig», freut sich die Epidemiologin. Sie wünscht sich jedoch mehr Daten aus der Schweiz: «Wir haben bisher nur wenige Schweizer Sequenzen erhalten. Mehr Daten würden uns helfen, die Epidemie in der Schweiz besser zu verstehen.»

Virus wartet in einer dunklen Ecke

Hodcroft befürwortet die Strategie des Bundesrats mit den schrittweisen Lockerungen der Massnahmen, betont jedoch, dass es wichtig sei, die Kontrolle über das Virus nicht zu verlieren: «Das Virus sitzt in einer dunklen Ecke und wartet auf die nächste Gelegenheit auszubrechen.» Bis zur Entwicklung eines Impfstoffs sei es wichtig, möglichst viele Tests durchzuführen, Infizierte ausfindig zu machen und sie zu isolieren. «Viele Infizierte haben nur leichte oder gar keine Symptome, das macht die Eindämmung des Virus nicht einfach», so Hodcroft. Sie befürwortet auch den Einsatz der Tracing-App DP-3T, die gerade von Schweizer Forschern entwickelt wird und die das Zurückverfolgen des Virus unterstützen soll, ohne die Privatsphäre der Menschen zu verletzen. Die Epidemiologin findet es bemerkenswert, wie diszipliniert sich die Schweizer Bevölkerung bisher an die Vorgaben des Bundesrats gehalten habe: «Wir dürfen jetzt nicht nachlassen.»

Seit Ausbruch der Corona-Krise ist die Expertise der texanisch-schottischen Epidemiologin Dr. Emma Hodcroft auch international sehr gefragt.

Weitere Informationen zu Arbeit von Emma Hodcroft finden Sie unter:  https://www.biozentrum.unibas.ch/research/researchgroups/group/unit/neher/

 

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