«Arbeitgebende sollen die Milizarbeit positiv werten»

03.06.2020

Regierungsrat Baschi Dürr, Vorsteher des Justiz- und Sicherheitsdepartements, über die Bedeutung der Milizfeuerwehr und was Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber tun können, um die Milizarbeit bei ihren Angestellten zu fördern.

Herr Regierungsrat Dürr, gemäss Studien engagieren sich immer weniger Schweizerinnen und Schweizer ehrenamtlich. Was läuft schief?

Diese Tatsache ist insbesondere auf die höhere Aus- und Belastung im Alltag durch Beruf, Aus- und Weiterbildung, Familie oder auch Betreuung betagter Eltern zurückzuführen. In der noch verbleibenden Freizeit ist das mannigfaltige Angebot an Möglichkeiten verlockend und dadurch auch eine zunehmende «Selbstverwirklichung» feststellbar. Nicht zuletzt durch die Verjüngung der Führungen in den Unternehmen entsteht ein schwindendes Verständnis für die (schweiztypische) Milizarbeit.

Was können Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber tun, um die Milizarbeit bei ihren Angestellten zu fördern?

Arbeitgebende sollen die Milizarbeit grundsätzlich positiv werten, die Vorteile für Arbeitnehmende hervorheben und die gesamte Thematik proaktiv ansprechen. Selbstverständlich unter Berücksichtigung der betrieblichen Umständen und Bedürfnissen, könnte den milizengagierten Mitarbeitenden dafür im Bedarfsfall auch Zeit während der Arbeit gewährt werden. Weiter ist die zeitliche Verfügbarkeit für Milizarbeit auch bei der Arbeitszeitplanung möglichst zu berücksichtigen – dass dabei flexible Arbeitszeiten helfen, liegt auf der Hand.

Warum sind wir in Basel-Stadt neben der Berufsfeuerwehr auch auf die freiwillige Feuerwehr, also auf die Milizfeuerwehr angewiesen? Welche Aufgaben übernimmt diese?

Die Berufsfeuerwehr leistet grundsätzlich selbständig den Ersteinsatz; bei grösseren oder länger andauernden Einsätzen benötigt sie die Unterstützung der Milizfeuerwehr. Die Milizfeuerwehr kann aber auch selbständig und als Ersteinsatzelement eingesetzt werden, wie im Kanton Basel-Stadt insbesondere in den beiden Landgemeinden.

Nebst dem Einsatz als Erstelement oder der Unterstützung der Berufsfeuerwehr übernimmt die Milizfeuerwehr zusätzlich noch die Spezialaufgaben wie Sicherstellung Wassertransport, Aufbau und Betrieb mobiler Sanitätshilfsstellen und Sicherheitswachen bei öffentlichen Veranstaltungen.

Wie ist die Milizfeuerwehr in Basel-Stadt organisiert?

Die Milizfeuerwehr ist der Abteilung Feuerwehr der Rettung Basel-Stadt angegliedert und besitzt eine autonome Führungsstruktur mit Kommandant, Stab, zwei Kompanien und Jugendfeuerwehr. Die Kompanie Stadt umfasst die Züge Grossbasel und Kleinbasel, die Kompanie Riehen-Bettingen umfasst die beiden Landgemeinden. Die materiellen Mittel sind an vier Standorten respektive in vier Magazinen verfügbar: Grossbasel Singerstrasse, Kleinbasel Wiesenplatz, Riehen Brünnlirain und Bettingen Chrischona.

Welche Voraussetzungen muss ich als Mitglied der freiwilligen Feuerwehr (Miliz- und Jugendfeuerwehr) mitbringen? Wo kann ich mich bei Interesse melden?

Für das Mitwirken in der Milizfeuerwehr sind Männer wie Frauen willkommen, die körperlich und seelisch gesund sowie belastbar sind und eine hohe Zuverlässigkeit und Teamgeist aufweisen. Sie weisen zudem ein technisches Verständnis und handwerkliches Geschick aus. Eine wichtige Voraussetzung für ihre Arbeit ist natürlich, dass diese von der Familie und dem Arbeitgebenden oder der Bildungsinstitution akzeptiert und unterstützt wird. Interessierte können sich unter milizfeuerwehr-bs@jsd.bs.ch melden.

Für das Mittun in der Jugendfeuerwehr müssen die Jugendlichen zwischen 12 und 18 Jahren alt sein. Melden können sie sich per E-Mail an milizfeuerwehr-bs@jsd.bs.ch oder über Facebook.

Wie kann man Personen für das wichtige Amt in der Milizfeuerwehr motivieren? Welche Anreize braucht es dafür?

Es gilt aufzuzeigen, dass es sich hierbei um eine sinnstiftende Dienstleistung zu Gunsten der Sicherheit für unsere Gesellschaft handelt – eine hohe Dankbarkeit und Anerkennung der Bevölkerung ist den Mittuenden jederzeit gewiss! Ein solches Engagement stellt eine nichtalltägliche Bereicherung und zudem eine Horizonterweiterung dar, auch im Sinne von Work-Life-Balance.

Für die Gewinnung von Mitarbeitenden für eine Milizfeuerwehr braucht es allen voran folgende Anreize: Verständnis und Entgegenkommen seitens Arbeitgebende, zeitgemässe Ausbildung, Ausrüstung und Strukturen sowie angemessene Entschädigung seitens Feuerwehr sowie Steuerbegünstigung.

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