Betroffene warnen vor der trügerischen Steuerinitiative der Juso

30.07.2021

Die Jungsozialisten (Juso) schwingen einmal mehr klassenkämpferisch die Steuerkeule. Kapitaleinkommen sollen neu ab dem ersten Franken besteuert werden, über einem gewissen Schwellenwert dann sogar zu 150 Prozent. Heute auf Bundesebene steuerfreie Grundstücksgewinne beispielsweise müssen neu zu 100 Prozent oder gar zu 150 Prozent versteuert werden. Was als Angriff auf die Reichsten ins Feld geführt wird, entpuppt sich aber für den Schweizer Mittelstand als böse Überraschung – nämlich in neuen Steuern, die breite Kreise treffen.

Betriebsübergaben und Innovation erschwert

Besonders Familienunternehmen bekämen bei der Firmenübergabe an die nächste Generation die Folgen der Initiative zu spüren. «Gerade im kritischen Moment der Generationenübergabe müssten wir Jungen eine zusätzliche Steuer übernehmen und uns somit höher verschulden. Wir hätten weniger Spielraum für Investitionen in die Zukunft unserer Firma», hält Yannick Berner, Director Digital bei der Urma AG fest. Pascale Leutwiler, die mit ihrem Mann die Firma Leutwiler Construction métallique (Saint-Blaise/NE) gegründet hat, stimmt dem zu und fügt hinzu, dass «eine solche Besteuerung jegliches Interesse am Unternehmertum ersticken würde. Wenn man alles, was man verdient, an Steuern wieder abzahlen muss, ist es besser, ein Angestellter zu sein.» Die Initiative trifft damit ausgerechnet die KMU und Familienunternehmen in unserem Land, die während der Corona-Pandemie schon arg gebeutelt wurden.

Kontraproduktiv ist die Initiative auch für die Innovationsfähigkeit der Schweiz – namentlich für Start-ups. Viele Jungunternehmerinnen und -unternehmer verzichten in den ersten Jahren auf einen Grossteil ihres Lohns und entschädigen sich und ihre Mitarbeitenden mit Anteilen am Unternehmen. Kann ein Start-up dann mal gewinnbringend verkauft werden, werden die Gründerinnen und Gründer und ihre Mitstreiter durch den Gewinn für ihre Arbeit entschädigt. Genau diesen Gewinn will die Juso neu massiv besteuern. «Viele Jungunternehmerinnen und -unternehmer würden künftig das Risiko kaum mehr auf sich nehmen, wenn ihnen zum Schluss die Lorbeeren wegbesteuert werden», meint Andri Silberschmidt, Jungunternehmer im Gastro-Bereich.

Hauseigentümer beim Verkauf fast alle betroffen

Langjährige Wohneigentümer müssten beim Verkauf ihrer Liegenschaft mit einer happigen Steuerrechnung rechnen. Nachdem sie jahrelang ihr Erspartes in Erneuerung und Instandhaltung einer Wohnung oder eines Hauses investiert haben, müssten sie neu beim Verkauf die gesamte Wertsteigerung versteuern. «Im schlimmsten Fall würde dann eine 150-Prozent-Steuer erhoben», warnt Toni Niederberger, der Präsident des Hauseigentümerverbands Nidwalden. Das kann gerade bei älteren Verkäufern, die ihre Altersvorsorge im Haus investiert haben, einen grossen Einschnitt bedeuten. Übertrieben ist das nicht, denn nach 20 oder 30 Jahren beträgt die Wertsteigerung (= Kapitaleinkommen) sehr vieler Immobilien mehr als 100'000 Franken – und liegt damit über dem von der Juso angedachten Schwellenwert. Auch Delphine Voutat, die Immobilien vermietet, warnt vor neuen Steuern auf Mieteinnahmen: «Die Besteuerung zu 150 Prozent führt dazu, dass ich Einkommen versteuern muss, das ich gar nie eingenommen habe. Dieses Geld fehlt für die Instandhaltung meiner Immobilien.»

Auch Landwirte und Kleinanleger berappen neue Steuern

Die Bäuerin Franziska Steiner-Kaufmann warnt ebenfalls vor den Folgen für Landwirtinnen und Landwirte: «Bei landwirtschaftlichen Betrieben, welche man ausserhalb der Familie verkauft, kann dies sehr hohe Steuern generieren. Und das in der Regel in einem Moment, welcher sehr heikel ist, denn letztlich ist der Wert eines Betriebs gleichzeitig unsere Altersvorsorge.»

Schliesslich zeigt Fabian Gloor, Kantonsrat Die Mitte Solothurn, auf, dass die Juso auch Kleinsparern ans Portemonnaie will. In Zeiten, wo sich ein Sparkonto aufgrund der tiefen Zinsen nicht mehr lohnt, investieren viele Leute in Aktien oder Optionen. Gewinne aus diesen Anlagen sollen neu nicht nur als Vermögen, sondern auch als Einkommen versteuert werden. «Das trifft Kleinsparer und den Mittelstand direkt», so sein Fazit.

Hier finden Sie alle Videostatements zur Betroffenheit unterschiedlicher Gesellschaftskreise:

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